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Fragenkatalog ersetzt Euphorie

 

Saluz Altes Gaswerkareal

 

Unter dem Titel „Es tut sich etwas in Medikon“ habe ich dieser Tage darüber berichtet, dass ein während vielen Jahren sträflich vernachlässigtes und daher längst vergammeltes Areal einer neuen Zweckbestimmung zugeführt werden soll. Dort, wo früher einmal das alte Gaswerk gestanden hat, soll ein neuer Werkhof für den städtischen Unterhaltsdienst und die Stadtwerke entstehen. Sofern der Neubau bis zum Abbruch der Abwasserreinigungsanlage Flos bezugsbereit ist, könnte er teure Provisorien unnötig machen. Diese Aussicht hat mich begeistert und zusammen mit dem veröffentlichten Bild des Modells fast schon euphorisch gemacht. Ich habe daher etwas vorschnell die Ja-Parole für die noch bevorstehende Abstimmung veröffentlicht. Mittlerweile bin ich aus Fachkreisen auf einige wichtige Aspekte aufmerksam gemacht worden und daher etwas zurückhaltender.

Vom 28. Januar bis zum 2. Februar 2019 findet im Foyer des Stadthaussaals eine Ausstellung statt, damit sich die Stimmberechtigten über den neuen Werkhof informieren können. Zudem wird sicher auch das Gemeindeparlament bei der Behandlung des wichtigen Geschäftes noch einige Punkte klären.

Ein Gesamtleistungswettbewerb beginnt ähnlich wie ein Autokauf. Man überlegt sich, wie viel Platz man braucht und was die Anschaffung kosten darf, damit sie die finanziellen Möglichkeiten nicht übersteigt. Dann sucht man nach vorhandenen Vergleichsobjekten, die den Bedürfnissen und den finanziellen Möglichkeiten entsprechen und definiert mit deren Referenzwerten ein Kostendach. Bei einer sich zunehmend verschlechternden Finanzlage ist das für eine Familie und erst recht für eine Gemeinde absolut unabdingbar. Bei einer Summe von Fr. 17.6 Mio. frage ich mich, ob diesem elementaren Grundsatz beim Werkhof wirklich nachgelebt worden ist.

Nach Meinung von Fachleuten ist ein Gesamtleistungswettbewerb nur dann zielführend, wenn das „Endprodukt" vorgängig sehr genau definiert wird. Neben dem Raumbedarf und den funktionellen Bedürfnissen ist insbesondere der Qualitätsstandard des Gesamtwerkes exakt zu umschreiben. Andernfalls läuft man Gefahr, dass der Auftragnehmer billige Materialien und Arbeitsausführungen wählt, um seine Gewinnspanne zu vergrössern. Das kann sich später beim Unterhalt des Bauwerks äusserst nachteilig auswirken. Auch hier stellt sich die Frage, ob dies vorliegend berücksichtigt worden ist.

Was man mit Blick auf künftigen Unterhalt und mit der Option auf spätere Erweiterungen vom neuen Werkhof erwarten darf, ist natürlich von Interesse. Dass man auf geringe Unterhaltskosten achtet, kann vorausgesetzt werden. Darüber hinaus sollte architektonisch und statisch alles nur Mögliche vorgekehrt werden, damit eine spätere Gebäudeerweiterung problemlos möglich wäre. Die Statik der niederen Gebäudeteile müsste zum Beispiel eine spätere Aufstockung zulassen.

Meine Anfangseuphorie hat einem Fragenkatalog Platz gemacht. Ich hoffe daher, dass sich anlässlich der bevorstehenden Präsentation und besonders während der Parlamentsdebatte noch vieles klären und nötigenfalls geraderücken lässt.

Da ich seit vierzig Jahren in unmittelbarer Nähe des alten Gaswerk-Areals wohne, freue ich mich über die markante Aufwertung der benachbarten Industriebrache. Die Freude wird aber nur dann ungetrübt sein, wenn Wetzikon ein hochwertiges und trotzdem nicht überteuertes Bauwerk bekommt. Ich hoffe, dass die Bauherrschaft diesbezüglich ihre Verantwortung wahrnimmt und sich zudem, wie versprochen, kooperationsbereit zeigt. Man hat uns Nachbarn während vielen Jahren immer wieder versprochen, dass wir bei der Sanierung der Bertschikerstrasse und bei einer Überbauung des Gaswerk-Areals nicht übergangen werden.

In Medikon interessiert man sich für die Massnahmen zur Emissionsverhinderung. Wenn der kontaminierte Boden auf dem Areal des alten Gaswerks ausgehoben und abgetragen wird, darf die Nachbarschaft nicht beeinträchtigt und schon gar nicht gefährdet werden. Emissionsverhinderung wird aber auch im Zusammenhang mit dem künftigen Betrieb des neuen Werkhofes erwartet. Unvermeidbare Lärmquellen (z.B. Splittsilos oder technische Einrichtungen) müssen zum Schutz des Wohngebietes bahnseitig positioniert werden. Ausserdem ist im Zusammenhang mit der gemeinsam von Kanton und Stadt zu realisierenden Sanierung der Bertschikerstrasse das temporäre Verkehrsregime mit Vertretern des Quartiers abzusprechen. Auch die Idee, das rechtsseitige Trottoir bis zur Einmündung in die Zürcherstrasse fortzuführen, darf nicht in Vergessenheit geraten. Auf der alten Wildbachbrücke ist dafür ausreichend Platz vorhanden. Zudem muss der Bahnübergang dafür nicht verbreitert werden. Es sind höchstens längere, etwas anders positionierte Schranken erforderlich.

Dass sich in Medikon endlich etwas tut, ist - wie gesagt - erfreulich, besonders wenn den im Quartier lebenden Menschen das Gehör nicht verweigert und jede nur mögliche Rücksichtnahme zuteil wird. Selbstverständlich gönnen wir dem städtischen Unterhaltsdienst und den Stadtwerken einen neuen Werkhof mit dem nötigen Platz und mit guter Funktionalität. Für alle Wetzikerinnen und Wetziker wünschen wir uns aber ein qualitativ gutes, unterhaltsarmes Gebäude zu einem angemessenen, jedoch nicht überteuerten Preis.

Eine ketzerische Frage erlaube ich mir zum Abschluss doch noch: Warum hat der frühere Gemeinderat, der immer wieder auf das problematische Gaswerkareal hingewiesen und mit Ideen konfrontiert worden ist, sämtliche Chancen verbummelt? Die Hektik, die jetzt entsteht und vielleicht sogar noch künstlich befeuert wird, muss er sich auf jeden Fall anlasten lassen.

Ich harre einstweilen der Dinge, die da kommen, und werde mich dann, statt euphorisch sofort, nachdenkend rechtzeitig für ein Ja oder ein Nein entscheiden.


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