SALUZER Der BLOG
Schreiben, was wir denken - unabhängig und unbeeinflusst. Das wollen wir. Unsere Texte werden kritisch, politisch, besinnlich und kulturell geprägt sein und immer wieder durch etwas Neues, nicht selten auch Amüsantes, ergänzt werden. Kommentare und Textbeiträge nehmen wir jederzeit gerne entgegen. Sie werden von uns wahlweise veröffentlicht oder als Anregung verstanden.

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- Katharina Saluz-Gsell
Differenziertes Debattieren ist Vergangenheit. Sage ich „vielleicht“, entgegnet man mir mit einem bestimmten „Immer“, während von anderer Seite ein harsches „Niemals“ ertönt. Offenheit für unterschiedliche Standpunkte erzeugt Unmut. Auf dem schmalen, aber durchaus nicht kurzen Grat zwischen den Extremen setze ich mich einem Spiessrutenlauf aus. Kopfschütteln und Feindschaft schlägt mir entgegen, weil ich mich um Ausgewogenheit bemühe. Man nennt mich eine Verräterin an der einzig richtigen Sichtweise, obschon es diese gar nicht gibt. Meinungen zu begründen ist schwierig geworden, wenn man sich Zeit zum Nachdenken einräumt. Selbsternannte Wahrheitsvertreter quittieren fehlenden Absolutheitsglauben mit Verachtung, man wird von ihnen überrannt und verbannt.
Soll ich also Bedachtsamkeit durch Bestimmtheit und Tempo ersetzen? Oder soll ich schweigen, Zweifel für mich behalten und die Redezeit jenen überlassen, die schnell und scharf urteilen und verurteilen?
Ich entscheide ich mich weder für das eine, noch für das andere und bleibe meiner Überzeugung und somit mir selbst treu. Nichts ist absolut, nichts ist nur falsch, nichts nur richtig und nur selten ist etwas unabänderlich. Daran halte ich fest, solange die Welt in Bewegung ist. Auch wenn ich es mir damit nicht leicht mache.

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- Peter-Jürg Saluz
Vielleicht ist es altersbedingt, aber ich werde immer dünnhäutiger, gleichzeitig auch feinfühliger. In diesen schweren Zeiten geht mir jedes menschliche Leid besonders nahe. Das gilt sogar dann, wenn ich die vom Schicksal heimgesuchten Menschen nicht persönlich kenne, sondern nur aus der Presse.
Mein Bekanntenkreis war stets sehr vielfältig. Ich durfte mit höchsten Würdenträgern aus Politik und Wirtschaft, mit Nobelpreisträgern sowie mit Prominenten aus Kunst, Schauspiel und Musik bekannt sein. Das ist jedoch nicht mein Verdienst, sondern der jener Menschen, die mir den Kontakt ermöglicht haben.
Aktuell denke ich jedoch nicht an alte Bekannte, sondern an Menschen wie Wolfgang Grupp, Alfons Schuhbeck, Margot Friedländer und Wolodymyr Selenskyj – Menschen, für die ich immer Bewunderung empfunden habe.
Besonders beschäftigt mich, dass Wolfgang Grupp, der langjährig erfolgreich war, aufgrund einer Altersdepression einen Suizidversuch unternommen hat. Ich weiss, dass eine Depression die schlimmstmögliche Krankheit ist. Für den ehemaligen Patron der Trigema, der stets als Fels in der Brandung galt, muss dieses Leiden unerträglich geworden sein. Wolfgang Grupp würde wohl den Satz verstehen, den ich vor einiger Zeit für mich niedergeschrieben habe:
„Das Leben meistern wollte ich, doch leider meistert es längst mich!“
Auch die Lebenssituation von Alfons Schuhbeck berührt mich sehr. Dieser Kochkünstler, der in seinen Erfolgsjahren sehr umschwärmt wurde, muss nun für Taten büßen, die er wohl begangen, aber wahrscheinlich kaum allein verschuldet hat.
Ich frage mich, wo echte Freunde und gute Ratgeber waren, als die unglückliche Entwicklung noch hätte gestoppt werden können. Wenn man in Schuhbecks von Krankheit gezeichnetes Gesicht schaut, merkt man, dass er kein „Benko-Typ“ ist. Er akzeptiert sogar seine Strafe und will mit seinen nun extrem bescheiden gewordenen Möglichkeiten alles tun, um den Schaden zu mindern.
Das Schicksal von Wolodymyr Selenskyj berührt mich besonders. Ich bewundere diesen Mann, der Unglaubliches leistet und alles tut, um sein Volk, sein Land und das freie Europa zu schützen. Selenskyj ist ein Held! Er verdient jede Unterstützung und Solidarität.
Von den Menschen, an die ich hier sehr intensiv denke, weilt eine wichtige Person nicht mehr unter uns: Margot Friedländer. Für mich und
natürlich für unzählige andere Menschen war sie eine Jahrhundert-Persönlichkeit. Man kann und wird sie nie vergessen.
„Nie vergessen, aber auch verzeihen“ – das ist die eindrückliche, nie verklingende Botschaft von Margot Friedländer. Ihr sollten wir nachleben.
Wenn wir Kriegsverbrechen nicht vergessen und die Verursacher ächten und bestrafen, verhindern wir Wiederholungen. Und wenn wir der schweigenden Bevölkerung eines Verbrecherstaates dereinst verzeihen, wird ein friedliches, multilaterales Zusammenleben wieder möglich. Kritische Worte dürfen wir uns dennoch erlauben.
Völkermord bleibt Völkermord – egal, ob von Putin, der Hamas oder Netanyahu verursacht. Wer den Letzteren kritisiert, ist also kein Antisemit.
Ich wünsche mir Freiheit und Sicherheit für die Ukraine – und dank einer Zweistaatenlösung auch für das palästinensische Volk!
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- Peter-Jürg Saluz
Putin hat kürzlich verkündet, dass jeder Quadratmeter der Ukraine, auf den ein russischer Soldat seinen Fuss setzen könne, russisches Territorium werde. Nach Möglichkeit wird er daher den völkerrechtswidrigen Krieg auf das ganze Gebiet des angegriffenen Landes ausdehnen.
Ausgerechnet jetzt hat der Bundesrat einen Auftrag des Parlaments umgesetzt. Der Schutzstatus wird jenen Ukrainerinnen und Ukrainern nicht mehr gewährt, die „aus einer als sicher geltenden Region“ stammen. Das ist schlicht und einfach menschenverachtend und ausserdem nachteilig für unser eigenes Land.
Wenn Ukrainerinnen und Ukrainer fortan als „normale Asylbewerbende“ gelten, können sie nicht mehr als Angestellte oder Selbständige arbeiten. Die Schweiz verliert dadurch aus eigenem Verschulden wertvolle Arbeitskräfte.
Ich schäme mich daher als Herkunftsschweizer gleich doppelt, denn die Parlamentsmitglieder, die dem Bundesrat die widersinnige Änderung aufgezwungen haben, sind menschenverachtend (Riesenschande!) und bodenlos dumm (Peinlichkeit sondergleichen!). - Schade, dass man als Normalbürger so hilflos ist!
