SALUZER Der BLOG
Schreiben, was wir denken - unabhängig und unbeeinflusst. Das wollen wir. Unsere Texte werden kritisch, politisch, besinnlich und kulturell geprägt sein und immer wieder durch etwas Neues, nicht selten auch Amüsantes, ergänzt werden. Kommentare und Textbeiträge nehmen wir jederzeit gerne entgegen. Sie werden von uns wahlweise veröffentlicht oder als Anregung verstanden.
- Details
- Peter-Jürg Saluz
Dass der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehl gegen den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu, Ex-Verteidigungsminister Yoav Gallant und Hamas-Führer Mohammed Deif erlassen hat, ist ein starkes Zeichen. Mehr als eine symbolische Wirkung darf man davon allerdings kaum erwarten. Sicher wird aber das Wort "Antisemitismus" wieder lautstark zu hören sein, wenn auch Netanjahu auf diese besondere Weise am Pranger steht und nicht mehr in alle Länder reisen kann.
Ich bin kein Antisemit und habe das oft genug bewiesen. Auf mich wirkt Netanjahu trotzdem wie ein Kriegsverbrecher. Er macht das von ihm gelenkte Land zu einem Schurkenstaat.
Wenn ich könnte, würde ich das israelische mit dem palästinensischen Volk versöhnen und mit einer Zweistaatenlösung einen dauerhaften Frieden in der Nahostregion herbeiführen. Mir als kleinem Pünktchen im Universum fehlt allerdings die Kraft, die aus meiner Utopie eine Tatsache machen wird. Trotz meiner Hilflosigkeit will ich aber weiterhin die Stimme erheben und mich auch weiterhin lautstark wehren, wenn Kritik am jüdischen Staat und an Netanjahu als Antisemitismus bezeichnet wird.
Das wahre Übel ist die Kriegstreiberei, die ich als Antipeacesismus bezeichne. Sie zeigt sich leider weltweit an vielen Orten. Es ist daher gut, dass die Jagd auf die Schurken und Kriegsverbrecher vom Internationalen Strafgerichtshof lanciert worden ist. Allerdings müssen noch viele, viele Haftbefehle ausgestellt werden.
Natürlich darf auch der Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 nicht ungesühnt bleiben. Vorrangiges Ziel muss aber die Befreihung der damals in Gefangenschaft geratenen Menschen und der Schutz der Zivilbevölkerung im Kriegsgebiet sein. Wer menschliches Leiden verlängert, um an der Macht zu bleiben, hat es wirklich verdient, dass man für ihn einen Haftbefehl ausstellt.
- Details
- Peter-Jürg Saluz
Ob man in der Schule noch von Personalpronomen spricht, weiss ich nicht. In meiner Schulzeit ist das persönliche Fürwort jedoch ein Begriff und seine korrekte Verwendung Pflicht gewesen. In manchem Schulhaus und in den Medien nimmt man es jetzt aber locker. Wenn die Schweiz „seine“ Bevölkerung und ein Paar „ihre“ Angelegenheiten regelt, hält das mancher Lehrer und manche Journalistin für sprachlich korrekt. In dem Sinn wird dann auch der schreibende Nachwuchs weitergebildet.
Für die helvetische Sprachverluderung hat man jedoch in Deutschland viel Verständnis. Dort wird schliesslich immer öfter die Wäsche „aufgehangen“, weil aus der guten alten Zeit mit Duden und Heuer nichts hängen geblieben ist.
Lustig finde ich übrigens auch die Feststellung, jemand sei von etwas „überzogen“. Ich bin allerdings noch immer davon überzeugt, dass ein Überzug nichts mit Überzeugung zu tun hat. Bei den sprachlich Neugebildeten finde ich damit aber kein Verständnis. Sie konzentrieren sich lieber auf das korrekte Setzen von Sternchen und lassen dabei ausser acht, dass kein Sternekoch je für seine Sternchensuppe ausgezeichnet worden ist.
- Details
- Katharina Saluz-Gsell
Mir ist, als verginge die Zeit immer schneller, während ich mich immer langsamer bewege. Doch ich will nicht ins Hintertreffen geraten, beeile mich, haste der Zeit nach, als ob ich sie einfangen und mit ihr Schritt halten müsste. Einst traten Absicht und Aktion als festes Paar, als simultan wirkende und aufeinander abgestimmte Teile eines übergeordneten Ganzen in Erscheinung. Ideen wurden kraftvoll aufgegriffen und in die Tat umgesetzt. So war das damals - früher.
Simultan zur Idee oder Absicht macht sich heute vor allem Verunsicherung und Angst bemerkbar. Angst vor Überforderung, Angst, dem Druck der Zeit nicht standzuhalten. Ich ahne plötzlich, was Altwerden bedeutet. Was ich mir lange nicht vorstellen konnte, erlebe ich jetzt. Ich stehe an meinem persönlichen Limit. Noch fühle ich mich jung, obwohl ich es nicht mehr bin und längst das nahende Alter spüre. Wie soll ich damit umgehen? Die verbleibende Illusion geniessen und voll auskosten? Oder auf die aufziehenden Wolken achten und der unumstösslichen Realität mehr Platz einräumen?
Ich versuche, die konträren Sichtweisen und Gefühlslagen miteinander zu vereinen und aus den bestehenden Gewissheiten das Beste herauszuschälen und zu nutzen. So stelle ich mir das Alter vor. Den Blick in alle Richtungen offen halten und aus der Substanz des gelebten Lebens zehren.