Schreiben, was wir denken - unabhängig und unbeeinflusst. Das wollen wir. Unsere Texte werden kritisch, politisch, besinnlich und kulturell geprägt sein und immer wieder durch etwas Neues, nicht selten auch Amüsantes, ergänzt werden. Kommentare und Textbeiträge nehmen wir jederzeit gerne entgegen. Sie werden von uns wahlweise veröffentlicht oder als Anregung verstanden.
Wir verzetteln uns in alle Richtungen und sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Zugegeben, es ist eine stark vereinfachte Sicht. Dennoch, oder gerade deshalb, kann sie nicht ganz falsch sein. Egal, welcher gesellschaftlichen Gruppe oder Schicht wir angehören, egal, wo wir uns politisch orten – Orientierung wird immer schwieriger und Zugehörigkeit und Identifikation gibt es nur noch in Teilbereichen unseres Daseins. Neue Erfahrungen mischen sich mit alten Ideologien und Überzeugungen. Das verwirrt und überfordert uns, auch wenn wir es ungern zugeben. Wir tun alles, um wieder Boden unter die Füsse zu kriegen und finden doch keine Sicherheit. Wen wundert es da, wenn Emotionen die Funktion des Denkens übernehmen! Das ist nur menschlich. Hier wäre ein Ansatzpunkt für die Politik…
Dass man durch Schaden klug wird, hat sich beim Brückeneinsturz in Genua auf tragische Weise bestätigt. Italiens Vizeministerpräsident denkt jetzt immerhin über eine Verstaatlichung der Autobahnen nach. Vielleicht ist das auch ein Fingerzeig für uns, denn in unserem Land grassiert schon lange ein unguter Privatisierungswahn, unter dessen Folgen wir alle leiden müssen. „Wehret den Anfängen“ kann man uns leider nicht mehr sagen, weil wir bisher nicht gehandelt und bedauerlicherweise viel Ungutes nahezu apathisch zugelassen haben. Matthäi am Letzten ist daher jetzt und nicht noch später. Nun muss bei Bund, Kantonen und Gemeinden ein breites Sperrfeuer gegen alle unnötigen Privatisierungstendenzen einsetzen. Das erfordert - wie z.B. beim neuen Wassergesetz des Kantons Zürich - unsere volle Aufmerksamkeit. Weil ich daher mit Argusaugen über das Zeitgeschehen wache, habe ich eine SDA-Meldung nicht überlesen, die heute von den Tageszeitungen verbreitet worden ist. Dieser musste man entnehmen, dass „der Bundesrat das Verkehrsdepartement mit der Prüfung einer Privatisierung der Nationalstrassen betraut“ hat.
Durch Schaden wird man klug. Ich ziehe es aber vor, Schaden durch kluges Handeln abzuwehren. Kenntnisse aller Bürgerrechte und richtig ausgefüllte Stimm- und Wahlzettel helfen mir dabei. Nur auf meinen Schlüsselanhänger mit dem Christophorus möchte ich mich nämlich nicht verlassen.
Es gibt Tage, da fällt mir das Zeitungslesen schwer. Nicht, dass mich das weltweite Geschehen nicht interessieren würde, aber ich bin empfindlicher geworden. Die tägliche Flut negativer Meldungen bereitet mir mitunter grosse Mühe. Das fühlt sich dann an wie die Appetitlosigkeit nach üppigem Essen, das viel zu schwer im Magen liegt. Mit Abstumpfung oder Gleichgültigkeit hat es also nichts zu tun, wenn ich Seiten mit schrecklichen Meldungen überblättere und News manchmal nur selektiv lese. Es ist der pure Selbsterhaltungstrieb. Zu schwer verkraftbar, zu beängstigend und tragisch ist der Stoff, über den berichtet wird. Dennoch erwartet man vom Leser, dass er nicht den Verstand verliert. Da muss sich jeder selbst schützen und die Informationsannahme verweigern, wenn ein Zuviel die mentale Gesundheit gefährdet. Zeitungslesen bedeutet Stress, und das erfordert starke Nerven. Manch einer träumt deshalb im Stillen von heilsamer News-Abstinenz. Den Verzicht kann er ja anderweitig kompensieren.
