Schreiben, was wir denken - unabhängig und unbeeinflusst. Das wollen wir. Unsere Texte werden kritisch, politisch, besinnlich und kulturell geprägt sein und immer wieder durch etwas Neues, nicht selten auch Amüsantes, ergänzt werden. Kommentare und Textbeiträge nehmen wir jederzeit gerne entgegen. Sie werden von uns wahlweise veröffentlicht oder als Anregung verstanden.
Es gibt Menschen, die ich verachte und solche, die gleiche Gefühle für mich hegen. Die zweite Gruppe wird vermutlich sogar erheblich grösser sein. Bei den Frauen und Männern, die ich belächle und jenen, die mich nicht ernst nehmen, ist das wohl ebenso. Deshalb will ich das aus reinem Selbstschutz gar nicht weiter analysieren. Bilanz habe ich für mich trotzdem gezogen und zu einer eindeutigen Schlussfolgerung gefunden, die sich mit wenigen Worten erklären lässt: Die Menschen, die ich bewundere, sind deutlich zahlreicher als die wunderlichen Zeitgenossen. Zudem kenne ich viel mehr achtens- als verachtenswerte Männer und Frauen. Das ist eine erfreuliche Erkenntnis, zu der man leicht findet, wenn man sich selbst richtig einschätzt und sein Umfeld mit Empathie wahrnimmt. Allen, die in Zukunft meine Wege kreuzen, wünsche ich daher ähnliche Empfindungen. Dann entstehen nämlich auf beiden Seiten gute Gefühle.
Insekten, Medikamente, Ortsbezeichnungen und vieles mehr tragen die Namen ihrer Entdecker und ihrer Erforscherinnen. Namensgebende Menschen gibt es auch heute noch. Daran orientiere ich mich. Leute, die sich radebrechend und anbiedernd durch unseren Dialekt kämpfen, nenne ich „Stölkerer“, denn sie erinnern mich zwangsläufig an einen gewissen Klaus J. und sein vermeintliches Schweizerdeutsch. Niederträchtige, stets boshafte Menschen bezeichne ich als „Kreidel“, weil diese ziemlich spezielle Marke sehr oft - vorzugsweise im Tages-Anzeiger - in äusserst feindseligen Leserkommentaren auftaucht. Dass mangelhafte Kommunikationsfähigkeiten mit dem „Morbus JSA“ in direktem Zusammenhang stehen, weiss ich, seit diese ermüdende Erkrankung im Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung ausgebrochen ist. Ja, namensgebend ist vieles, und deshalb liesse sich diese Aufzählung beliebig fortsetzen. Allerdings könnte ich mit dem Namen meiner Familie kein Beispiel kreieren, denn unser „Brand“ ist eigentlich eine Abkürzung. Ich kann das mit dem Leitsatz meines leider längst verstorbenen Vaters beweisen. Dieser Satz, bei dem Sie bitte den jeweils ersten Buchstaben der einzelnen Worte beachten wollen, lautet folgendermassen: SEI ANSTÄNDIG, LIEBENSWÜRDIG UND ZUVORKOMMEND. Selbstverständlich folge ich dieser Aufforderung gerne, denn wer will schon zu einem „Kreidel“ mutieren?
Wer Klartext mag, meidet missverständliche Begriffe und Redewendungen. So denkt man zumindest. Dennoch geistert in regelmässigen Abständen ein Thema durch die Medien, das gegensätzliche Überzeugungen hoch kochen und die beteiligten Köpfe rot werden lässt. „Politische Korrektheit“ nennen es deren Wortführer und definieren diese je nach Standpunkt sehr unterschiedlich. Was den Einen ein Tabu bedeutet, verstehen die Andern als ihr gutes Recht. Nur etwas haben alle Hitzköpfe gemein: sie wissen, was Sache ist, und erklären uns vermeintlich weniger Bedarften, was erlaubt oder eben nicht erlaubt ist. Allein der Klartext bleibt auf der Strecke, wenn eindeutig zweideutig gesprochen wird…
