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Schreiben, was wir denken - unabhängig und unbeeinflusst. Das wollen wir. Unsere Texte werden kritisch, politisch, besinnlich und kulturell geprägt sein und immer wieder durch etwas Neues, nicht selten auch Amüsantes, ergänzt werden. Kommentare und Textbeiträge nehmen wir jederzeit gerne entgegen. Sie werden von uns wahlweise veröffentlicht oder als Anregung verstanden.

 

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Die Schuld

Der Fall der Syrerin Suha Alhussein Jneid, die man vor drei Jahren zusammen mit ihrer Familie an der Schweizer Grenze nach Italien zurückwies und der man die nötige medizinische Hilfe verweigerte, wird neu aufgerollt. Die hochschwangere junge Frau erlitt damals eine Totgeburt, und sie ist dem Vernehmen nach bis heute traumatisiert. Demnächst soll nun der Prozess gegen den verantwortlichen Zollbeamten stattfinden (Tages-Anzeiger, 29. Juli 2017 „Ohne ihre Tochter“). Es ist nur folgerichtig, dass die tragischen Ereignisse vom Juli 2014 bedingungslos untersucht und aufgearbeitet werden, damit man die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen kann. Die Geschichte nahm ihren Anfang allerdings lange vor der schicksalhaften Begegnung an der Schweizer Grenze. Zumindest ein Teil der Wahrheitsfindung gestaltet sich deshalb sicher schwierig. Ich hoffe, dass die Anklage das berücksichtigen und unterscheiden wird zwischen den Folgen der schroffen Zurückweisung in Domodossola einerseits und dem, was der jungen Frau zuvor schon und auch seither widerfahren ist. Die Verheiratung als vierzehnjähriges Mädchen mit einem zehn Jahre älteren Mann, die erste Mutterschaft mit sechzehn Jahren, der Krieg in Aleppo, die heutige unbefriedigende Lebenssituation, die wirtschaftliche Not, die Ungewissheit betreffend der Zukunft - das alles dürfte auch Spuren hinterlassen und zu einer Traumatisierung geführt haben. Schuld und Verantwortung lasten auf verschiedenen Schultern…

Grüezi!

Erklären kann ich es nicht, aber ich empfinde jedes Mal ein gutes Gefühl, wenn ich anderen Menschen ein fröhliches „Grüezi!“ entgegenschmettern kann. Ein ausbleibendes Echo hindert mich nicht daran, bei nächster Gelegenheit einen erneuten Versuch zu wagen. Kapitulationsbereit bin ich erst nach zigfachem Scheitern. Das Grüezi-Sagen kann richtig Spass machen. Ich weiss das, seit ich vor Jahrzehnten an der Zürcher Bahnhofstrasse einen Feldversuch gemacht habe. Als neu in die grosse Stadt gekommenes Bündner Landei habe ich mich dort in das Getümmel gestürzt, um - immer mit direktem Blickkontakt - möglichst viele Leute zu grüssen. Für einen fürsorgerischen Freiheitsentzug ist das nicht ausreichend gewesen, obwohl mich die meisten der Gegrüssten sicher für nicht ganz zurechnungsfähig gehalten haben. Das konnte ich jedenfalls aus dem Mienenspiel und den recht unterschiedlichen Reaktionen zweifelsfrei ableiten. Meine Grüezi-Studien führe ich auch heute noch fort. Ich weiss deshalb, dass das typisch schweizerische Grusswort ganz unterschiedliche Empfindungen bewirken kann. Vergesse ich den Gruss, empfinde ich ein schlechtes Gewissen. Grüsst man mich nicht, werde ich nachdenklich, und ein unerwiderter Gruss macht mich hässig. Dafür freue ich mich über jedes freundliche Grussecho. In der Praxis erlebe ich allerdings noch eine weitere - die schnippisch-gehässige - Grussform. Sie amüsiert mich total. Wenn mich jemand mit dem schuldbewussten Blick eines beim Rauchen ertappten Schülers verklemmt und verstohlen auf diese Art grüsst, zeigt er mir zwar seine Abneigung, aber auch seinen Charakter. Das finde ich faszinierend und eindrücklich. Schnippisch gehässiges Grüssen sorgt für Unterhaltung. Ich kann daher gar nicht genug davon bekommen. Allein deswegen lohnt es sich schon, wenn man hin und wieder - absichtlich oder unabsichtlich - auf fremde Füsse tritt. Anständigerweise will ich aber trotzdem dafür sorgen, dass mein „Grüezi!“ wenn immer möglich freundlich klingt. Selbstgerechte, verkniffene Boshaftigkeit ist nämlich nicht mein Ding.

Zuviel des Guten

Das beste Prinzip kippt ins Gegenteil, wenn es überstrapaziert wird. Ideen verlieren ihren Sinn und Nutzen, wenn sie sich in unabänderliche starre Wunderformeln verwandeln. Probleme löst man, wenn Korrekturen möglich sind. Wer sein Ziel erreichen will, muss in Bewegung bleiben. Doch wer zu weit geht, dem droht der Absturz. Die Dosierung entscheidet, ob die Wirkung stimmt. Was in der Theorie einleuchtet, wird im praktischen Leben leicht vergessen. Wir haben verlernt, zu differenzieren. Mass zu halten, liegt nicht im Trend. Tun wir es doch, machen wir uns verdächtig, und wir werden mit Kritik aus verschiedenen Richtungen eingedeckt. Leben und Politik bewegen sich oft hart am Abgrund. Dennoch bleibe ich dabei: das Gute liegt selten im Extremen. Demokratie hat ihre Grenzen. Genau, wie das Leben selbst.


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