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Schreiben, was wir denken - unabhängig und unbeeinflusst. Das wollen wir. Unsere Texte werden kritisch, politisch, besinnlich und kulturell geprägt sein und immer wieder durch etwas Neues, nicht selten auch Amüsantes, ergänzt werden. Kommentare und Textbeiträge nehmen wir jederzeit gerne entgegen. Sie werden von uns wahlweise veröffentlicht oder als Anregung verstanden.

 

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Wenn sich Staatsoberhäupter küssen

Die Bilder sich begrüssender und teilweise küssender Staatsoberhäupter am G20-Gipfel in Hamburg sprechen für sich. Zwar können Bilder manchmal täuschen, aber hier scheinen sie mit der Weltlage und den Positionen der einzelnen Landesvertreter überein zu stimmen. Die Erscheinungsformen eines Händedrucks sind vielfältig. Ein Kuss ist nicht einfach ein Kuss. Merkel/Erdogan: frostig erstarrt, Merkel/Macron: zuckersüss, Merkel/Trump: gezwungen lustig, Merkel/Putin: nüchtern. Mein besonderes Like gehört den Aufnahmen von Justin Trudeau und seiner Familie. Kanadas Premierminister symbolisiert eine moderne und unkomplizierte Politiker-Gattung, die zuversichtlich stimmt, weil sie sich um überholte Formen foutiert. Nicht nur beim Begrüssungsritual. Dafür hat Trudeau wirklich einen Kuss verdient!

Vermeintliches Glück

Menschen, die Teile der Realität nach Lust und Gutdünken ausblenden, gibt es auch in meinem Umfeld. Manche von ihnen stehen mir sogar recht nah. Mit ihnen zu kommunizieren ist allerdings oft schwierig, weil sie nur hören und verstehen, was ihnen gefällt. Ehrlichkeit goutieren sie nicht. Was ihr enges Denkkorsett sprengt, wird nicht zur Kenntnis genommen. Als ob es kein Schicksal gäbe und das Leben vollumfänglich bestimmbar wäre, bewegen sie sich in einem imaginären Wunschbiotop. Hier sind sie, wer sie gerne wären. Hier gilt, was ihrem Ego dient. In dieser kleinen, perfekt auf die eigenen Bedürfnisse zurechtgestutzten Welt herrscht Ordnung. Es gibt weder Unstimmigkeit noch fremde Not. Fremd ist alles, was die persönliche Ordnung stören könnte. Doch damit hat man nichts zu tun. Was im grossen Rest der Welt passiert, was an Not und Leiden herrscht, was man selber hat und andern fehlt – das will man gar nicht wissen. Man verweigert sich der Realität. Indem man unschöne Gedanken verdrängt, verhindert man die Trübung seines vermeintlichen Glücks.

Die Vergänglichkeit des Schämens

Wer hat sich nicht schon geschämt? Allerhöchstens ganz Charakterlose dürften dieses Gefühl noch nie erlebt haben. Ich kenne die entsprechende Empfindung allerdings zur Genüge. Charakterlich wertet mich das jedoch nicht auf. Vieles, an das ich mich mit Bedauern erinnere, hätte ich nämlich besser nicht erlebt oder - präziser gesagt - nicht verbrochen. Dass ich mich nicht selten, aber dafür oft lange, über mein Verhalten oder eine Tat schämen musste, ist allerdings nicht nur nachteilig gewesen. Wenn man Fehler macht und aus diesen lernt, hat das in aller Regel ja positive Konsequenzen. Bedenken sollte man auch, dass zwischen Scham und trauriger Erinnerung ein grosser Unterschied besteht. Ich will, dass sich die Menschheit immer an ihre schlimmsten Taten erinnert und das entsprechende Wissen an die nächsten Generationen weitergibt, weil ich mir davon eine präventive Wirkung erhoffe. Wer sich an das Grauenhafte erinnert, darf dies - ausser wenn er noch zur Urhebergeneration gehört - frei von Scham- und Schuldgefühlen tun. An die eigenen Missetaten soll man sich jedoch nur in Verbindung mit echter Reue erinnern. Man schämt sich aber leichter, wenn niemand mehr Kenntnis von den eigenen Verfehlungen hat. Die Vergänglichkeit des Schämens wird mir daher jedes Mal bewusst, wenn sich die Reihe meiner Verwandten, Freunde und Bekannten lichtet. Es ist immer so, als ob mir Verstorbene mit ihrem Hinschied die Absolution erteilt hätten. Umgekehrt ist die Bürde der Scham natürlich bedeutend schwerer und langlebiger, wenn man sich gegenüber jüngeren Menschen falsch verhalten hat. Das könnte meine Tochter bestätigen, die mir in ihrer Kinderzeit jegliches Wissen und absolute Ehrlichkeit zugetraut hat. Meine seinerzeitige Behauptung, dass ein weiblicher „Sprechvogel“ ein „Mamagei“ sei, treibt mir heute noch die Schamröte ins Gesicht, weil meine fest an mich glaubende Tochter deretwegen verulkt worden ist. Die Schamdauer und -intensität erlebt man ganz individuell und erstaunlicherweise nicht immer dem entsprechenden Vorfall angemessen. Im Fall meiner Tochter ist mea culpa mindestens mea maxima culpa, wenn nicht noch erheblich mehr. Die Vergänglichkeit des Schämens spielt hier nicht, was ich aufgrund der vorstehenden Überlegungen jedoch nur mit einem innigen „Gott sei Dank!“ quittieren kann. Wenn also die Scham teilweise unvergänglich und auch unterschiedlich belastend ist, muss ich etwas gegen meinen Leidensdruck unternehmen. Wenigstens ist die Lösung einfach. Ich überprüfe mein Verhalten in Zukunft rechtzeitig, damit ich mich im Idealfall gar nie mehr schämen muss. Sollte ich dieses Versprechen nicht halten können, würde die Scham allerdings grenzenlos und dann wirklich unvergänglich sein.


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