SALUZER Der BLOG
Schreiben, was wir denken - unabhängig und unbeeinflusst. Das wollen wir. Unsere Texte werden kritisch, politisch, besinnlich und kulturell geprägt sein und immer wieder durch etwas Neues, nicht selten auch Amüsantes, ergänzt werden. Kommentare und Textbeiträge nehmen wir jederzeit gerne entgegen. Sie werden von uns wahlweise veröffentlicht oder als Anregung verstanden.
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- Peter-Jürg Saluz
In einem früheren Leben, als ich noch regelmässig für verschiedene Medien Texte verfassen durfte, habe ich - getrieben von der Angst, bei Redaktionsschluss mit leeren Händen dazustehen - auf Vorrat gearbeitet und mir damit, statt zu einer Lösung, zu einem neuen Problem mit einer unglaublichen Entwicklungsdynamik verholfen. Weil die täglichen Denkimpulse so vielfältig sind, ist mir ausnahmslos rechtzeitig zum Veröffentlichungstag ein neues Thema eingefallen. Das hat zwangsläufig zu einem Text-Tsunami in meiner verbalen Vorratskammer geführt. Statt weniger sind immer mehr Texte vorhanden gewesen, und ich habe mich fast unbemerkt zu einem Zeilen-Messie entwickelt, dem die Übersicht längst abhanden gekommen ist. Deshalb besitze ich jetzt viel Unveröffentlichtes, teilweise mit längst abgelaufenem Verfalldatum. Kürzlich habe ich mich daher ganz seriös mit dem von mir selbst geschaffenen Problem befasst und darüber nachgedacht, wie sich das Geschriebene verwerten und der Textvorrat reduzieren liesse. Dabei ist dann dieser Text entstanden…
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- Katharina Saluz-Gsell
Ideen, die auf wissenschaftlicher Forschung beruhen, beanspruchen erhöhte Glaubwürdigkeit. Sie verlieren jedoch schnell ihre Unverbindlichkeit und mutieren zu Theorien. Diese bestechen nicht wegen des Wahrheitsgehalts, sondern weil man an ihnen Gefallen findet. Es erstaunt daher nicht, dass wir täglich von Theorien überflutet werden. Wer sie verbreitet, hofft Schlagzeilen zu machen und Nutzen daraus zu ziehen. Ob wahr oder unwahr steht nicht zuoberst. Was zählt, ist ihr Unterhaltungs- oder Wiedererkennungswert. Manche Themen eignen sich nicht zur Vermittlung von Wahrheit, weil sich in ihnen zu viel Verschiedenes untrennbar verbindet. Wenn es die Wissenschaft dennoch wagt, vermeintlich Unergründliches zu erforschen, ist Vorsicht geboten. Ich anerkenne, dass wissenschaftlich erhobene Zahlen und Daten eine Form von Wahrheit repräsentieren. Ob komplexe Zusammenhänge damit aber immer erklärbar sind? Der letzte Schritt – das Fazit – will immer auch den Wunsch nach Erfolg und Publizität erfüllen.
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- Peter-Jürg Saluz
Den Rhabarber und unsere Nachbarin lieben wir sehr. Weil das vielleicht seltsam anmutet, soll es erklärt werden. Es passt nämlich alles ganz gut zusammen. Dank unserer lieben Nachbarin können wir alljährlich eine Saison lang Rhabarber à discrétion geniessen und dürfen anschliessend in der „unwüchsigen“ Zeit wieder monatelang in kulinarischen Erinnerungen schwelgen. Die Frau, die sinnigerweise - nomen est omen - einen dem Rhabarber ähnelnden Vornamen trägt, macht uns mit den Geschenken aus ihrem Garten immer wieder eine grosse Freude, die allerdings nie ungetrübt bleibt. Immer, wenn der Rhabarbergenuss am grössten sein könnte, beschleicht mich nämlich ein ganz komisches Gefühl. Mir fällt dann ein, dass die Superstengel (alte Schreibweise) der Nachbarin unmittelbar bei unserer Grundstücksgrenze wachsen, also am gleichen Ort und in gleicher Erde, wo unser nie zum Leben erwachter Rhabarberstock begraben liegt. Wenn ich dann noch daran denke, wie oft in den letzten rhabarberreichen Jahren eine hoffnungsvoll gesetzte Pflanze bei uns kläglich verendet ist, bleibt mir der wohlschmeckende Stängel (neue Schreibweise) aus dem Garten der Nachbarin buchstäblich im Hals stecken. Ich bin wirklich ein undankbarer Geselle, denn ich würde lieber wunderschöne Rhabarberstaengel (gemischte Schreibweise) verschenken, als sie geschenkt zu bekommen. Den triumphierenden Gesichtsausdruck eines Verschenkenden könnte ich vorgängig dann ja vor dem Spiegel üben. Und allein dieser Gedanke löst schon wieder beklemmende Gefühle aus. Ich muss sogar zugeben, neidisch zu sein. Unsere Nachbarin hat nämlich von Natur aus sehr sympathische Gesichtszüge. Deshalb braucht sie vor dem Verschenken von Rhabarber kein vorgängiges Training ihres Mienenspiels. Bei solchen Überlegungen schwanke ich zwischen Genuss und Frust. Das nenne ich Rhabarber-Ambivalenz. Für den Morbus Rhabarber habe ich aber mittlerweile die passende Therapie gefunden. Ich geniesse nur noch, denn den Frust vergesse ich sofort, wenn ich an unsere sympathische Nachbarin mit ihren wunderbaren Rhabarberstangen (diplomatische Schreibweise) denke.