SALUZER Der BLOG
Schreiben, was wir denken - unabhängig und unbeeinflusst. Das wollen wir. Unsere Texte werden kritisch, politisch, besinnlich und kulturell geprägt sein und immer wieder durch etwas Neues, nicht selten auch Amüsantes, ergänzt werden. Kommentare und Textbeiträge nehmen wir jederzeit gerne entgegen. Sie werden von uns wahlweise veröffentlicht oder als Anregung verstanden.
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- Peter-Jürg Saluz
Eine mir wirklich sehr, sehr vertraute Frau, die ich für eine Künstlerin halte und auch so bezeichne, obwohl sie das auf keinen Fall will, malt, textet und fotografiert. Das inspiriert auch mich und bereichert unseren gemeinsamen Alltag. Kürzlich haben wir in diesem Zusammenhang sogar etwas ganz Besonderes erlebt. In Zürich ist vor nicht allzu langer Zeit eine renommierte Praxisgemeinschaft aufgelöst worden. Deshalb sind verschiedene Kunstgegenstände und Bilder in neue Hände gelangt. Aus dem Bestand der aufgelösten Praxis haben zudem einige in einer früheren Schaffensphase entstandene Bilder nach vieljähriger Abwesenheit zu ihrer Schöpferin zurück gefunden. Für uns ist das wie die Heimkehr verlorener Kinder gewesen. Die Lücke im Bestand der eigenen Bilder, die in der Vergangenheit nach jeder erfolgreichen Ausstellung grösser geworden ist, hat sich für einmal völlig überraschend etwas verkleinert. Allerdings wird das nicht so bleiben, weil die Wiedersehensfreude kaum lange währt. Ich darf allerhöchstens temporär Pflegevater sein, denn Adoptionswillige, die sich für die vermeintlich verwaisten Kunstkinder interessieren, werden mir meinen Status sicher schon bald wieder rauben. Im Moment gönnen sie der Künstlerin und mir jedoch eine kurze Zeit des Zusammenseins. Es ist aber wie mit richtigen Kindern - wer sie liebt, muss sie gehen lassen. So werden wohl auch die befristet Heimgekehrten bald wieder in die Welt hinaus treten. Weil sie Freude bereiten sollen, ist der erneute Abschied unumgänglich. Die Wehmut darüber wird jedoch spürbar sein, denn eine zurückbleibende Fotografie ist kein Ersatz für ein mit wachen Sinnen wahrnehmbares Original. Ob ich jetzt auch schon ein Künstler bin, weil ich das verstanden habe…?
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- Katharina Saluz-Gsell
Noch immer ist Links-rechts-Denken in den Köpfen verankert. Noch bestimmt es die politische und gesellschaftliche Auseinandersetzung. Es bewirkt eine Aufteilung der Bevölkerung in Kategorien und zementiert eine Ordnung, die es längst nicht mehr gibt. Zu vielfältig, zu bunt und gemischt ist unsere Gesellschaft inzwischen, als dass sie sich nach altem Schema und in grob vereinfachender Form erklären liesse. Was gestern galt, ist heute überholt. Die Welt ist nicht nur als Ganzes, sondern auch im kleinen und kleinsten Rahmen komplizierter geworden. Menschen sind mehr als Angehörige einer sozialen Schicht oder Mitglieder von Gruppen. In erster Linie sind sie Individuen, die sich detailliert voneinander unterscheiden. Überschneidungen und Parallelitäten, Verbindungen und gegnerische Haltungen quer durch die gesellschaftliche Landschaft sind deshalb normal. Es gibt kein Links und Rechts mehr. Was zählt, sind Vernunft, Gemeinschaftssinn und die Bereitschaft zur Veränderung. Die Politik ist in Bewegung und braucht verlässliche Orientierung. Doch was nach Chaos tönt, ist Herausforderung und Chance. Bleibt zu hoffen, dass verkrustete Fronten endlich brechen und sich konstruktive Kräfte neu formieren. Nicht entlang einer überholten Trennlinie, sondern quer darüber hinweg!
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- Katharina Saluz-Gsell
Ich weiss nicht, ob ich den Begriff schon gehört oder soeben selber erfunden habe. Auf Journalismus zum Überlesen und Wegwerfen stösst man häufig, sogar in der vermeintlich seriösen Tagespresse. Anders als unterhaltsame Wortspielerei wie Slash-Poetry kann Wegwerf-Journalismus nicht begeistern. Er wirkt wie schlecht verdaulicher Junk-Food, und man ärgert sich nach dem Lesen, ihn nicht einfach übersprungen zu haben. Egal, ob es bereits eine Definition gibt. Trash-Journalismus ist für mich schnoddrig seichtes Spaltenfüllen mit Mainstream-Allüren und „zero Content“. Dass Papier alles annimmt, was man ihm zumutet, ist bekannt. Dass es Online besonders leicht fällt, Unreflektiertes schnell zum Besten zu geben, auch. Doch darf uns das nicht hindern, Qualität nicht nur einzufordern, sondern sie auch lesend zu pflegen!