SALUZER Der BLOG
Schreiben, was wir denken - unabhängig und unbeeinflusst. Das wollen wir. Unsere Texte werden kritisch, politisch, besinnlich und kulturell geprägt sein und immer wieder durch etwas Neues, nicht selten auch Amüsantes, ergänzt werden. Kommentare und Textbeiträge nehmen wir jederzeit gerne entgegen. Sie werden von uns wahlweise veröffentlicht oder als Anregung verstanden.
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- Katharina Saluz-Gsell
Mir ist, als verginge die Zeit immer schneller, während ich mich immer langsamer bewege. Doch ich will nicht ins Hintertreffen geraten, beeile mich, haste der Zeit nach, als ob ich sie einfangen und mit ihr Schritt halten müsste. Einst traten Absicht und Aktion als festes Paar, als simultan wirkende und aufeinander abgestimmte Teile eines übergeordneten Ganzen in Erscheinung. Ideen wurden kraftvoll aufgegriffen und in die Tat umgesetzt. So war das damals - früher.
Simultan zur Idee oder Absicht macht sich heute vor allem Verunsicherung und Angst bemerkbar. Angst vor Überforderung, Angst, dem Druck der Zeit nicht standzuhalten. Ich ahne plötzlich, was Altwerden bedeutet. Was ich mir lange nicht vorstellen konnte, erlebe ich jetzt. Ich stehe an meinem persönlichen Limit. Noch fühle ich mich jung, obwohl ich es nicht mehr bin und längst das nahende Alter spüre. Wie soll ich damit umgehen? Die verbleibende Illusion geniessen und voll auskosten? Oder auf die aufziehenden Wolken achten und der unumstösslichen Realität mehr Platz einräumen?
Ich versuche, die konträren Sichtweisen und Gefühlslagen miteinander zu vereinen und aus den bestehenden Gewissheiten das Beste herauszuschälen und zu nutzen. So stelle ich mir das Alter vor. Den Blick in alle Richtungen offen halten und aus der Substanz des gelebten Lebens zehren.
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- Peter-Jürg Saluz
Good Night America
Traurig und enttäuscht. Das bin ich, aber immerhin froh, dass das Capitol dieses Mal nicht gestürmt wird.
Wenn ein Lügenbaron den Thron besteigt, ist der Mob besänftigt. Ausserdem sorgt der Untergang aller demokratischen Werte zusätzlich für nackte Wollust. Bei den leider auch hierzulande vorhandenen Fans des 47. Präsidenten der USA sieht man das deutlich.
Ich bin in allergrösster Sorge um die Vereinigten Staaten von Amerika und sorge mich um die ganze freie Welt. Wenn der vormalige und neue Präsident nur die Hälfte seiner bisher geäusserten Drohungen in die Tat umsetzt, kann man ihn zu den grossen Schadensstiftern der Neuzeit zählen.
„Sech trumpiere“ bedeutet im Berndeutschen „sich irren“. Man kann diesen Ausdruck auch verwenden, wenn etwas falsch eingeschätzt oder beurteilt wird. Ich hoffe daher, dass man das z.B. in New Bern (North Carolina) weiss und deshalb vielleicht bemerkt, dass TRUMP im berndeutschen Wort steckt. Allerdings kommt jetzt jede Erkenntnis zu spät. Das politische Minenfeld ist bereits entstanden. Es zu entschärfen wird einmal viele, viele Jahre dauern.
Good Night America. Du hast Dich mit Great Again ganz kräftig TRUMPiert!
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- Peter-Jürg Saluz
Wer behauptet, dass früher alles besser gewesen sei, wird oft belächelt. Ich sehe das etwas differenzierter und ersetze „alles“ durch „vieles“. Es ist ja nicht nur die ehemals gediegene deutsche Sprache, die durch das unsinnige Vergendern ruiniert worden ist. Ruiniert hat man nämlich auch das Ansehen verdienstvoller Berufsleute.
Wenn ich an früher zurückdenke, kommen mir hochgeachtete Persönlichkeiten in den Sinn, die im Sanitätsdienst, bei der Feuerwehr, bei Bahn und Post und in vielen wichtigen Funktionen für die Öffentlichkeit, also für uns alle, das Beste geleistet haben und teilweise noch immer leisten. Wir haben diese Menschen nicht nur geachtet; wir sind ihnen auch dankbar und sehr oft freundschaftlich verbunden gewesen. Ich empfinde auch heute noch so.
Leider hat sich vieles geändert. Respektlosigkeit und sogar Gewalt sind an Stelle von Wertschätzung und Dankbarkeit getreten. An vielen Orten ist sogar die innerbetriebliche Wertschätzung am Arbeitsplatz abhanden gekommen. Das will ich an einem repräsentativen Beispiel erläutern.
Mein langjähriger, leider längst verstorbene Nachbar Armin Schuler ist Postzustellbeamter gewesen. Er hat sogar noch das Gesamtunternehmen PTT und das damalige Wertschätzungsklima erlebt. Perfektion und Zuverlässigkeit sind seine Markenzeichen gewesen. Armin Schuler durfte sich im Unterschied zum heute durch den Berufsalltag gehetzten Zustellpersonal auch Zeit für einen perfekten Kundendienst und sogar für die Kontaktpflege nehmen. Dort wo Armin Schuler die Post vorbeigebracht hat, ist er in gewissem Sinn auch eine Art Sozialarbeiter gewesen. Er hat sich Sorgen angehört, hat Ratschläge erteilt und dafür nötigenfalls auch einmal eine kurze Kaffee-Pause eingelegt. Das könnte er heute nicht mehr, denn jetzt wird das Postpersonal mit grösseren Zustellkreisen und mit immer mehr Zusatzaufgaben „optimiert“. Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden sind offenbar längst nicht mehr von Belang.
Die Ausbeutung des Postpersonals verursacht tatsächlich Kollateralschäden, denn der erzwungene Stress lässt während der Berufszeit kaum mehr soziale Kontakte zu. Alte und einsame Menschen spüren das deutlich und das Zustellpersonal selbst natürlich auch.
Alles ist in der Vergangenheit sicher nicht besser gewesen. Der Umgang mit dem Postpersonal und mit seiner Kundschaft jedoch ganz bestimmt.