SALUZER Der BLOG
Schreiben, was wir denken - unabhängig und unbeeinflusst. Das wollen wir. Unsere Texte werden kritisch, politisch, besinnlich und kulturell geprägt sein und immer wieder durch etwas Neues, nicht selten auch Amüsantes, ergänzt werden. Kommentare und Textbeiträge nehmen wir jederzeit gerne entgegen. Sie werden von uns wahlweise veröffentlicht oder als Anregung verstanden.
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- Peter-Jürg Saluz
Jetzt machen sie es wieder. Eveline Widmer-Schlumpf steht erneut im ihr leider nur zu vertrauten verbalen Fadenkreuz der Niederträchtigen. Weil sie altruistisch denkt und handelt, hat sie kürzlich das Präsidium von Pro Senectute übernommen und sich einmal mehr in den Dienst der Allgemeinheit gestellt. Dass in ihrer präsidialen Antrittsrede auch das vom Parlament sinnvoll adaptierte Projekt Berset (Rentenreform/Altersvorsorge 2020) ein Thema gewesen ist, nimmt man der klugen Frau übel. Man akzeptiert nicht, wenn Eveline Widmer kraft ihrer grossen Glaubwürdigkeit die Vorzüge einer zweifellos wichtigen Vorlage hervorhebt. Gleichzeitig ignoriert man die Tatsache, dass sich Pro Senectute Schweiz schon seit langem für die bedeutungsvolle Revision einsetzt. Eveline Widmer musste und durfte daher aus ihrer auf Sachverstand und Verantwortungsbewusstsein basierenden Meinung keinen Hehl machen. Die Vorwürfe, die ihr für ihr korrektes und verantwortungsvolles Handeln gemacht werden, sind paradox und die Anwürfe - wie bereits festgestellt - einmal mehr äusserst niederträchtig. Ausser mit Verachtung kann man dem kaum begegnen. Zu einem Punkt möchte ich trotzdem ganz konkret Stellung nehmen. Ich kann das, weil ich die Familie Schlumpf seit meiner Kinderzeit kenne. Wenn sich ausgerechnet die kleinkariertesten Ehrgeizlinge am Ehrgeiz von Eveline Widmer stören, erlebt die Tochter das Gleiche, das auch ihrem von mir richtiggehend verehrten Vater passiert ist. Ja, es stimmt: Eveline Widmer ist ehrgeizig und Leon Schlumpf ist es ebenfalls gewesen. Darüber bin ich froh, denn den Schlumpf-Ehrgeiz halte ich für etwas ganz Besonderes, weil ihm keine Selbstverliebtheit zugrunde liegt. Schlumpf-Ehrgeiz, man könnte auch von Schlumpf-Motivation sprechen, gilt einzig dem Ziel, für die Menschen in unserem Land das Beste zu erreichen. Antrieb dieser Art ist daher ganz sicher kein Charaktermangel, aber in concreto ein menschlicher Vorzug. - Ich kann eigenständig denken und handeln, aber auch beurteilen, wenn ein Rat klug und befolgenswert ist. Das trifft bei Eveline Widmer fast immer zu. Deshalb hoffe ich, dass unsere ehemalige, äusserst verdienstvolle Bundesrätin ihre Stimme noch oft erhebt, denn es lohnt sich, wenn man auf sie hört.
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- Katharina Saluz-Gsell
In jungen Jahren glaubte ich, ein Mensch, der sich in einer lebensbedrohenden Lage befände, verlöre als erstes den Sinn für das Schöne im Leben. Allein der Gedanke an den Tod machte mir so sehr Angst, dass ich mich am Leben kaum richtig freuen konnte. Das hat sich längst geändert. Zu schön ist es hier und zu interessant, zu viele liebe Freunde gibt es, als dass ich dieses Leben nicht geniessen würde. Auch wenn es nicht immer einfach ist, möchte ich noch lange bleiben. Gerade, weil nichts ewig dauert. Die Angst vor dem Tod existiert fast gar nicht mehr und die Angst vor dem Sterben ist kleiner geworden. Sie hat sich zum Anhängsel dessen verwandelt, was Leben kostbar macht, dem Bewusstsein, dass Einzigartigkeit begrenzt sein muss. Natürlich will ich nicht verlieren, was mir viel bedeutet. Aber ich weiss jetzt, dass es so ist, wie es sein muss. Ich zerreibe mich nicht in Angst. Irgendwann wird mein Hunger wahrscheinlich gestillt sein. Dann ist die Zeit reif, ans Ende zu denken. Es sei denn, alles wird schnell und unversehens passieren. Das hiesse, mir würde sogar die letzte Klippe leichter gemacht…
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- Peter-Jürg Saluz
Angst vor dem Tod empfinde ich nicht, aber die Sehnsucht nach ihm dafür immer häufiger und immer stärker. Wer Angst hat, fürchtet sich sicher nicht vor dem Totsein, gewiss aber vor dem Sterben, das trotz palliativer Medizin schwierig und leidvoll sein kann. Wenn ich mich mit solchen Gedanken beschäftige, kommt mir immer ein prallvoll gefüllter Teller in den Sinn. Auf ihm befinden sich lauter Köstlichkeiten, auf deren Verzehr ich mich freue, weil ich mir davon viel Genuss verspreche. Allerdings sehe ich bei den schmackhaften Sachen auch etwas, das ich verabscheue, trotzdem aber essen muss, weil ich sonst die Leckerbissen nicht haben darf. Die Versuchung ist gross. Wenn ich zuerst das Ungeliebte vertilge, kann ich mich anschliessend genussvoller den edlen Sachen hingeben. Mit dem Teller des Lebens ist das aber so eine Sache. Wer der Versuchung erliegt und zuerst das Ungeniessbare verschlingt, muss die echten Köstlichkeiten liegen lassen. Das kann doch nicht sein. Ich habe daher lange über die vermeintliche Unlogik nachgedacht und dann die Lösung gefunden. Es ist im richtigen Leben wie an einem reich gedeckten Tisch. Der schnellste Weg zur grössten Köstlichkeit führt ebenfalls über das Ungeniessbare, das man deshalb möglichst schnell hinter sich bringen möchte. Angst um mich muss trotzdem niemand haben. Ich kann - muss auch - der grossen Versuchung widerstehen, weil ich eine wunderbare Familie habe. Sie ist die grösste Köstlichkeit, die es in meinem Leben gibt.