Mir ist, als verginge die Zeit immer schneller, während ich mich immer langsamer bewege. Doch ich will nicht ins Hintertreffen geraten, beeile mich, haste der Zeit nach, als ob ich sie einfangen und mit ihr Schritt halten müsste. Einst traten Absicht und Aktion als festes Paar, als simultan wirkende und aufeinander abgestimmte Teile eines übergeordneten Ganzen in Erscheinung. Ideen wurden kraftvoll aufgegriffen und in die Tat umgesetzt. So war das damals - früher.
Simultan zur Idee oder Absicht macht sich heute vor allem Verunsicherung und Angst bemerkbar. Angst vor Überforderung, Angst, dem Druck der Zeit nicht standzuhalten. Ich ahne plötzlich, was Altwerden bedeutet. Was ich mir lange nicht vorstellen konnte, erlebe ich jetzt. Ich stehe an meinem persönlichen Limit. Noch fühle ich mich jung, obwohl ich es nicht mehr bin und längst das nahende Alter spüre. Wie soll ich damit umgehen? Die verbleibende Illusion geniessen und voll auskosten? Oder auf die aufziehenden Wolken achten und der unumstösslichen Realität mehr Platz einräumen?
Ich versuche, die konträren Sichtweisen und Gefühlslagen miteinander zu vereinen und aus den bestehenden Gewissheiten das Beste herauszuschälen und zu nutzen. So stelle ich mir das Alter vor. Den Blick in alle Richtungen offen halten und aus der Substanz des gelebten Lebens zehren.