Er hat Eigenschaften, die er pflegen will und solche, die er gar nicht mag. Fangen wir mit Letzterem an. Ihm macht seine immer wieder aufkeimende Ambivalenz zu schaffen, denn sie schwächt seine Entschlusskraft und verunmöglicht ihm im dümmsten Moment spontanes Handeln.
Freude macht ihm hingegen seine Empathie, deren Vorhandensein ihm erfreulich oft bestätigt wird. Sie macht ihn nach innen und nach aussen gefühlsaktiv und lässt ihn selbst und seine Mitmenschen spüren, dass er ein (mit-)fühlendes Wesen ist.
Es ist erstaunlich, mit welchem Sensorium ein Durchschnittsmensch ausgestattet ist. Wer es pflegt und nicht verkümmern lässt, ist reich. Das weiss auch der hier Beschriebene, der sich nicht nur zur Weihnachtszeit Gedanken über seine Empfindungen und deren Wirkung macht.
Weil die Gedanken bekanntlich frei sind, erlaubt sich der Mann oft wilde Gedankensprünge und kompromisslose Schlussfolgerungen. Er hält gelebten Hass für eine pflegenswerte Urkraft, wenn sich diese gegen das Böse richtet, und glaubt gleichzeitig an die Liebe, die er nur den friedfertigen, ehrlichen Menschen schenken will. Da er sein Gefühlsleben nicht fremdbestimmen lässt, akzeptiert der Mann selbstverständlich auch andere Ansichten. Er selbst glaubt beispielsweise nicht an Gott, aber er gönnt es seinen Mitmenschen, wenn sie an diesen glauben und damit Kraft schöpfen können. Deshalb stört in diesem Bereich auch seine Ambivalenz nicht.
Der Mann, der hier beschrieben wird, trägt mein Gesicht. Seelischen Exhibitionismus darf man mir deswegen aber nicht unterstellen. Die Karten aufdecken will ich nur wegen unserer Sonderseite. Auf dieser findet man nämlich sehr oft Texte mit Aussagen, die ich selbst für nicht zutreffend halte, aber für andere Menschen formuliere. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn ich mich mit Glaubensfragen, mit Trauer oder Zuversicht befasse. Wenn jemand auf unserer Sonderseite etwas findet, an das er glauben kann, das ihn zuversichtlich stimmt oder sogar belustigt, ist der Zweck erreicht.
Wie gesagt: Die Gedanken sind frei. Deshalb kann ich schreiben, was immer ich will. Selbst glauben muss ich ja trotzdem nicht alles. Ich lebe ja glücklicherweise nicht in Russland, China oder Nordkorea….