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Nicht nötig gewesen

Was andernorts üblich ist, entzieht sich meiner Kenntnis. In meinem Umfeld nimmt man Geschenke jedoch meistens mit der Bemerkung „Das wäre aber nicht nötig gewesen.“ entgegen. Ich praktiziere diesen seltsamen Brauch ebenfalls, obwohl ich ihn eigentlich ziemlich doof finde. Wenn man mir etwas Sinnvolles schenkt oder sogar einen lang gehegten Wunsch erfüllt, kommt mir der merkwürdige Satz meistens leicht über die Lippen. Ein herzliches Dankeschön mit perfekter mimischer Untermalung wäre in solchen Fällen allerdings angebrachter und passender. Wenn man mir Selbstgekochtes schenkt, obwohl ich die entsprechende Speise hasse, bereitet mir die Standardfloskel bereits mehr Mühe. Bei selbstgebastelten Staubfängern, Pseudokunst oder Unpraktischem geht es mir ebenso. Trotzdem halte ich „Das wäre aber nicht nötig gewesen.“ fast schon auf Abruf bereit.

Meine Mutter hat mir vor Jahren einmal den Auftrag erteilt, mich administrativ und organisatorisch um eine ihrer  Meinung nach mittellose, alte Dame zu kümmern. Dem konnte und wollte ich mich natürlich nicht widersetzen. Das ehrenamtliche Mandat hat mich dann allerdings fast überfordert. Ich musste eine Immobilie schätzen, deren Verkauf abwickeln und in diesem Zusammenhang auch die erforderlichen Verträge und Vereinbarungen ausfertigen. Dann durfte ich die Liquidation der Gebäudeinnenausstattung vorbereiten, meiner „Klientin“ ein neues Domizil beschaffen und sie bei der Einrichtung desselben beraten. Weil ich von meiner Mutter als ehrenamtlicher Helfer vermittelt worden bin, habe ich selbstverständlich auch in Anbetracht der vorhandenen Vermögenswerte keine Rechnung gestellt, überschlagsmässig im Kopf allerdings trotzdem eine Addition mit einem beachtlichen Resultat gemacht.

Überraschenderweise ist später bei mir doch ein Honorar eingetroffen. Weil alles perfekt und kostenlos zur vollen Zufriedenheit der pseudoarmen Seniorin über die Bühne gegangen ist, hat sie aus einer alten Illustrierten ein Bild des Churer Martinsturms ausgeschnitten und auf ein kariertes Blatt geklebt. Mit diesem Papiergeld bin ich dann bezahlt worden. So gut hat der Satz „Das wäre aber nicht nötig gewesen.“ seither nie mehr gepasst.

Wenn ich heute von Enkeltrickbetrügern lese, kommt mir immer in den Sinn, dass es offenbar auch Grossmutter- bzw. Grossvätertrickopfer gibt. Letzteren bleibt - wie bereits mehrfach festgestellt - anstelle einer angemessenen Entschädigung wirklich nur der Satz „Das wäre aber nicht nötig gewesen.“ Der ist dann allerdings mehr als nur angemessen…


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