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Tierleid und Religion

Diesen Beitrag schreibe ich unmittelbar nachdem ich einen TV-Bericht über die deutsche Violinistin Judith Stapf gesehen habe. Die Musikerin hat im elften Lebensjahr Freundschaft mit dem Holocaust-Überlebenden Jerzy Gross geschlossen und verbreitet jetzt die Lebensgeschichte des im Jahr 2014 verstorbenen Violonisten. Sie will, dass alles Schreckliche nicht in Vergessenheit gerät und wendet sich in Verbindung mit ihrer Musik an junge Menschen, die das Unfassbare nicht erlebt haben und nie erleben sollen. Mich berührt dieses Engagement und ich bin der jungen Frau dankbar dafür, dass sie die Erinnerung an das Leiden der Holocaust-Opfer wachhält.

Obwohl ich längst nicht mehr der Jüngste bin, gehöre ich schon einer Generation an, die erst Jahre nach dem 2. Weltkrieg und erst noch in der verschont gebliebenen Schweiz auf die Welt gekommen ist. Wenn ich durch mündliche Überlieferung, durch Lektüre und durch Filme mit den Massenmorden und Verbrechen konfrontiert werde, befällt mich eine grosse Traurigkeit, die sich mit unerklärlicher Scham verbindet. Auch ich will, dass man die Opfer nicht vergisst und jedes Aufkeimen von Antisemitismus und religiöser Intoleranz mit allen Mitteln verhindert. Das sollte mich eigentlich für die nachfolgenden Ausführungen unverdächtig machen.

Ich bin nicht antisemitisch, wenn ich die israelische Regierung kritisiere und den heutigen Regierungschef für einen Friedensgefährder halte. Dass ich den Palästinensern einen freien und unhabhängigen Staat wünsche, hat auch keinen religiösen Hintergrund.

Kritik übe ich dort, wo sie meiner Meinung nach angezeigt ist, aktuell auch an Herbert Winter, der den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund präsidiert. Er hat im Zusammenhang mit einem Importstopp für tierquälerisch erzeugte Lebensmittel verlangt, dass man bei der Ausarbeitung neuer Gesetzesbestimmungen „eine Güterabwägung zwischen Tierschutz und Religionsfreiheit vornehmen“ müsse. Das ist erschreckend und unannehmbar. Wenn eine Religion Fleischkonsum nur bei tierquälerischer Erzeugung erlaubt, gibt es für Strenggläubige nur eine Lösung. Sie heisst Verzicht! Dann wird kein Tier gequält und die Religionsfreiheit trotzdem nicht verletzt. Die von Herbert Winter verlangte Güterabwägung ist daher gar nicht nötig. Von ihm, der eine von unermesslichem Leid betroffene Religionsgemeinschaft vertritt, darf man diese Einsicht erwarten.


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