Der entscheidende Schritt zuviel
Menschen zu respektieren, egal, welcher sozialen Schicht sie angehören und unabhängig ihrer Herkunft und Hautfarbe, ist mir wichtig. Deshalb achte ich auf meine Wortwahl und meide Begriffe, die diskriminieren oder verletzen könnten. Ich mache das gerne und aus Überzeugung, und nicht, weil ich unangenehme Reaktionen befürchte. Schliesslich verfügen wir über eine wunderbar vielfältige Sprache, die für jedes fragwürdige und zu Recht aus dem Vokabular verbannte Wort Alternativen bereit hält. Kein Problem also, stünde da nicht eine andere, schwer zu befolgende Forderung im Raum. Ich wehre mich dagegen, meine Muttersprache mit Begriffen einer zunehmend aus dem Ruder laufenden amerikanisch geprägten Korrektheitskultur zu durchsetzen. Das ist der entscheidende Schritt zuviel, den ich verweigere, weil er mir Unmögliches abverlangt und mein Sprachgefühl verletzt. Wie heisst es doch? Operation gelungen, Patient gestorben. Nicht alles, was in hehrer Absicht für Schlagzeilen sorgt, erfüllt den zugedachten Zweck.