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Was wir der Lebenserfahrung verdanken

Meine Frau hat am 17. April 2017 in einem hier zu findenden Blog-Beitrag mit dem Titel „Ein Quäntchen Weisheit“ Gedanken formuliert, die mich an meine Lebenserfahrungen denken liessen. Da ich meine Frau mit Fug und Recht für klug halte, würde ich ihren Schlussfolgerungen bei so einem komplexen Thema ganz sicher nicht widersprechen. Der Inspiration folgend möchte ich aber ein paar persönliche Überlegungen beisteuern. Ich kann mich noch an Worte meiner Eltern erinnern, mit denen mir erklärt worden ist, weshalb man mit dem Alter nicht intelligenter, aber wissender und verstehender wird. Das habe ich mittlerweile begriffen, mindestens seit ich mehrfacher Neni (Grossvater) geworden bin. Folgenlos ist das nicht geblieben, denn bei der persönlichen Rückschau erkenne ich einiges, für das ich mich schämen muss. Vielleicht lässt sich das an ein paar besonders krassen Beispielen erläutern. Wenn mein seinerzeitiger Gesangslehrer Luzius J. beim Velosolex (motorisiertes Fahrrad der Urzeit) jeweils vom Motor- auf den Pedalantrieb umgestellt hat, ist meine Schlussfolgerung völlig verquer gewesen. Ich habe dem guten Mann dann unterstellt, er würde aus reinem Geiz den Motor ausschalten, obwohl das Zweitaktgemisch damals fast gratis zu haben gewesen ist. Über Umweltschutz machte man sich in den Fünfziger- und Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts eben noch kaum Gedanken. Das war halt so, und deshalb schäme ich mich dafür auch nicht. Scham empfinde ich aber, wenn ich daran denke, wie falsch und ungerecht ich den echten Umweltpionier seinerzeit abqualifiziert habe. Ähnliche Gedanken hege ich auch, wenn ich an das Frauenstimmrecht denke, das ich - beeinflusst durch die damals noch unterdrückt gewesene Muttergeneration - als absolut unsinnig empfunden habe. Was mich rückblickend aber am meisten beschäftigt, ist ein von mir vorschnell abgegebenes Werturteil. Ich bin - Schande über mich - der Meinung gewesen, eine Depression sei eine Pseudokrankheit von Weichlingen. Das Leben und eigene Erfahrungen haben mich klüger gemacht. Dass es kein Mann richtig nachvollziehen kann, wenn ihm eine Frau über die von ihr bei einer Geburt erlittenen Schmerzen berichtet, ist wohl nicht zu bestreiten. Deshalb habe ich mittlerweile auch begriffen, wie unzutreffend ein Urteil ist, das man ohne eigene Erfahrung über depressive Menschen fällt. Wir werden im Alter nicht intelligenter, aber wissender und verstehender. Allein die Bereitschaft, Fehler einzusehen, muss von allem Anfang an vorhanden sein.


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