Kunst und Provokation
Wenn Kunst provozieren muss, um als Kunst zur Kenntnis genommen zu werden, macht mich das stutzig. Provokation schafft zwar Aufmerksamkeit, und manchmal ist das sinnvoll. Hingegen steigert sie nicht die Qualität des Gebotenen. Wird Provokation mit Kunst gleichgesetzt, erfüllt sie im besten Fall die Funktion eines Transportvehikels, das ohne Ladung losfährt. Sie sorgt für Unruhe, aber sie dient keinem Zweck. Provokation funktioniert nur wohldosiert und als Zugabe. Sie kann dem Kunsterlebnis zum Durchbruch verhelfen. Wo es nichts zu erleben gibt, verpufft sie schnell.
Zu oft und zu plump wird mit Provokation um Aufmerksamkeit gebuhlt. Während die Boulevardpresse mit reisserischen Schlagzeilen aufwartet, versorgen Kunstschaffende ihr Publikum mit abstrusen und verstörenden Werken und Happenings. So werden die Leute mit ihren Reaktionen Teil der vermeintlichen Kunst. Ob sie wollen oder nicht.