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Die Migros gehört den Leuten

Ambivalente Gefühle quälen mich, seit ich erfahren habe, dass die Migros „den Leuten“ gehört. Für das, was dort abgeht, sind die Verantwortlichen demnach bekannt. Als langjähriger Genossenschafter bin ich ein Mitbesitzer und Mittäter. Das erschreckt mich. Dabei hat einmal alles ganz positiv und teilweise sogar lustig angefangen.

Ich kann mich noch gut an mein erstes M-Einkaufserlebnis erinnern. Es liegt viele Jahrzehnte zurück und hat damals ein kindliches Staunen bewirkt. Dass Leute Waren direkt vom Gestell nehmen und in einen Korb legen konnten, ist wirklich sensationell gewesen und später nur durch die erste Rolltreppe getoppt worden. Allerdings durfte ich darüber ausserhalb der Familie nicht sprechen, weil das Einkaufen an so einem Ort seinerzeit nach vorherrschender Meinung gewerblich orientierter Kreise anrüchig und verpönt gewesen ist. Deshalb musste ich jedes Mal sichernd durch das meistens etwas beschlagene Schaufenster spähen, bevor ich den futuristischen Laden zum klandestinen, möglichst schnellen Einkaufen betreten konnte.

Wesentlich unbelasteter, fast schon fröhlich, ist später das Einkaufen im legendären und von vielen noch immer schmerzlich vermissten Migros-Wagen geworden. Wenn sich das reich ausgestattete Fahrzeug mit einem sonoren Hupen angekündigt hat, sind die Kundinnen und Kunden aus allen Richtungen herbei gelaufen. Das „Kommissionen machen“ ist dann immer zum Quartier-Happening geworden.

Mit der Zeit hat sich vieles verändert. Manches ist besser und leider einiges auch schlechter geworden. Nicht verändert hat sich erfreulicherweise die Qualität des Ladenpersonals, dem ich für seine Hilfsbereitschaft, für seine Freundlichkeit und seine Fachkompetenz grösste Anerkennung zolle. Was sich fernab der Ladenfronten abspielt, verdient leider weniger gute Noten. Die optimale Bewirtschaftung der Kundschaft steht im Zentrum. Das schlägt sich im Ladenlayout und in der Infrastruktur (z.B. Selfscanning) nieder und zeigt sich ganz ausgeprägt, wenn man z.B. den für Online-Bestellungen zuständigen Kundendienst in Anspruch nimmt. Inkompetenz, Ignoranz und Überheblichkeit haben das kundenorientierte, von Kulanz geprägte Verhalten vergangener Zeiten abgelöst. Der Kunde ist nicht König. Er wird geknechtet. Dass in der Werbeabteilung Gedankenlosigkeit überhand nimmt, macht die Sache auch nicht besser. Wie sehr der dümmliche Begriff „Grillitarier“ mit Holocaust-Erinnerungen kollidiert, scheint sich auf jeden Fall noch niemand überlegt zu haben. Pietätvollerweise möchte ich mit dem Wort „Arier“ an dieser Stelle trotzdem keine Gedankenspiele anstellen.

Die Migros gehört den Leuten, aber das Beste, das unverändert Gute, gehört - Gott sei Dank - nur sich selbst. Ich meine das Ladenpersonal, dem ich gerne begegne und das ich schätze. Es soll sich zum Wohl seiner Kundschaft entfalten und von Schreibtischtätern nicht einengen und bevormunden lassen. Wenn ich tatsächlich Mitbesitzer der Migros bin, will ich auf gar keinen Fall zum Sklavenhalter werden. Gegen eine verstärkte Aufsicht und Führung der Werbeabteilung und des Kundendienstes habe ich aber nichts einzuwenden. Gottlieb und Adele Duttweiler würden dem zustimmen.


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