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Einfach bezeichnend

Dass man bestimmte Menschenbezeichnungen nicht verwenden sollte, nicht einmal beim obersten Chef einer sich lustigerweise immer noch schweizerisch nennenden Grossbank, weiss ich. Trotzdem geht mir manchmal ein als Unwort deklarierter Begriff über die Lippen. Wenn ich nach einem zylinderförmigen, mit süssem Schaum gefüllten Schokoladegebilde greife und von meiner Frau gefragt werde, was ich gerade wieder nasche, kommt sicher das Falsche über meine weissbraunen Lippen. Böse oder gar abwertend ist das aber nie gemeint. Manchmal würde ich mir das Unwort allerdings gerne erlauben. Ich könnte dann einfach sagen, wie die kleinen, mit dem Kopf wippenden Figuren hiessen, die meistens in kirchlichen Gebäuden oder Spitälern auf die Fütterung mit einer kleinen Münze warteten. Jetzt muss ich die Lesenden einfach bitten, das Satzfragment „…zagt im Regen nie“ von rechts nach links zu lesen. Wenn sie das Hauptwort, das sie dabei finden, noch mit einem „li“ verniedlichen, wissen sie endlich, wie man seinerzeit die herzigen Opferstöcke in Menschengestalt genannt hat.

Ich bin in meiner Kinder- und Jugendzeit als Churer Hundebub und als N????kind bezeichnet worden. Beides hat mich nicht gestört und sogar stolz gemacht. Zum Titel Hundebub hat mir der „Hündeli-Meier“ verholfen, da ich bei ihm jeweils eine ganze Hundeschar zum Spazieren abholen durfte. Dafür haben mich viele Kinder beneidet. Das N????kind bin ich deshalb gewesen, weil ich im Sommer und Winter, als Gesunder und Kranker, immer einen sehr, sehr dunklen Teint gehabt habe. Auch das ist rückblickend betrachtet, bis auf eine einzige Ausnahme, erfreulich gewesen. Die Ausnahme hätte ich mir allerdings gerne erspart. Bei einem Spitaleintritt musste ich mich nämlich einer Therapie mit einer Scheuerbürste unterziehen, weil eine eifrige Schwester (So durfte man die gütigen Frauen damals noch nennen.) meine viel zu dunkle Haut möglichst weiss bekommen wollte. Von diesem Vorhaben liess sich die Pflichtbewusste auch durch meine Mutter nicht abbringen. Eingestellt worden sind die seltsamen Heilungsversuche erst, als die aufgescheuerten Hautstellen deutlich sichtbar waren und einen Morbus Rothaut erkennen liessen. Die innehaltende Bürstenschwingerin soll damals vor Schreck ganz gelb geworden sein.

Mit den N????-Wort habe ich trotzdem die meisten Erfahrungen. Ich kann jedoch mit Fug und Recht behaupten, dass ich es zwar häufig und gerne, jedoch sicher nie mit einem strafrechtlich relevanten Beigeschmack verwenden würde.

Meine lederfarbene Jugendhaut ist längst einem ziemlich fahlen Anstrich gewichen. Stolz auf Sonnenbräune kann ich mir nicht mehr leisten, denn man spricht mich jetzt immer wieder auf meine jetzt meist bleiche Gesichtsfarbe an. Das muss ich wohl akzeptieren. Allerdings frage ich mich, ob man mich fortan Weisser nennen darf. Wenn das so ist, soll man den Begriff in meinem Fall wenigstens korrekt, also ohne das zweite „s“, schreiben. Noch besser wäre es jedoch, wenn jeder von uns einfach Mensch genannt würde. Man müsste dieses Titels allerdings auch würdig sein.


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