Sprachentgleisungen
Dass man immer seltener fehlerfreie Schriftstücke sieht, ist eine Tatsache. Da meine Augen und meine Motorik schlechter werden und ich nicht jedes Mal die Hilfe einer Korrektorin in Anspruch nehmen kann, bin ich leider gegen Fehler auch nicht gefeit. Trotzdem versuche ich natürlich, solche zu vermeiden. Das ist mir bei speziellen Themen ganz besonders wichtig.
Bei meinem kürzlich veröffentlichten Text mit dem Titel „Ein Wannsee voller Tränen“ habe ich daher bei bestimmten Worten sehr auf die Rechtschreibung geachtet. Mit den Gefühlen schwer geprüfter Menschen muss man nämlich äusserst achtsam umgehen. Deshalb habe ich auch bei einem Grossverteiler so lange interveniert, bis das unsägliche Wort „Grillitarier“ aus dem Werbe-Vokabular entfernt worden ist.
Ob Gedankenlosigkeit oder Unfähigkeit zu sprachlichen Entgleisungen führen, ist nicht immer auf Anhieb ersichtlich. Bei der Stadtkanzlei meiner Wohngemeinde Wetzikon spielen aber sicher beide Komponenten eine Rolle. Deutsch scheint dort, wie teilweise auch beim Zürcher Oberländer, eine schwer beherrschbare Fremdsprache zu sein. Leider ist man sich dessen nicht bewusst. Deshalb verzichtet man leichtsinnigerweise auf Korrekturprogramme. Das führt manchmal zu lustigen Sprachentgleisungen. Lustig ist es allerdings bei weitem nicht immer.
Ich habe heute noch einmal nachgeschaut, welche Abstimmungen für den 13. Februar 2022 angekündigt sind, und bin dabei auf der Homepage von Wetzikon auf folgende Publikation gestossen:
Weshalb mich das gelb markierte Wort entsetzt, wird jeder Geschichtskundige verstehen, der weiss, dass die Nazis bei der Ausübung ihrer grauenhaften Kriegsverbrechen auch von „judengleichen“ Menschen gesprochen und den Begriff abschätzig und zur Rechtfertigung von Massenmord verwendet haben.
Der Stadtkanzlei von Wetzikon unterstelle ich ganz sicher keinen Antisemitismus, aber als skandalös empfinde ich die fehlerhafte Publikation trotzdem. Deshalb erwarte ich eine umgehende Korrektur des Fehlers und eine offizielle Entschuldigung. Zudem soll sich der Stadtrat überlegen, wer auf Grund seiner Fähigkeiten Publikationen und amtliche Schriftstücke verfassen darf.