saluz.com

 

 

 
 
Wo immer wir sind, was immer wir tun, hier informieren wir Sie:
saluz.com

SALUZER Der BLOG

Schreiben, was wir denken - unabhängig und unbeeinflusst. Das wollen wir. Unsere Texte werden kritisch, politisch, besinnlich und kulturell geprägt sein und immer wieder durch etwas Neues, nicht selten auch Amüsantes, ergänzt werden. Kommentare und Textbeiträge nehmen wir jederzeit gerne entgegen. Sie werden von uns wahlweise veröffentlicht oder als Anregung verstanden.

 

SALUZER Der BLOG Final

 

Gerechtigkeit

Rachegefühle sind nicht mein Ding. Sie sind zerstörerisch in alle Richtungen. Eine ausgesprochene Schwäche habe ich hingegen für Gerechtigkeit. Sie macht nämlich rückwirkend wieder gut, was zuvor an Unrecht passiert ist. Ich bin nicht religiös, aber an sie glaube ich. An die ausgleichende Gerechtigkeit, die Ordnung schafft und sich durch nichts und niemanden aufhalten lässt. Vielleicht nehmen wir sie lange gar nicht wahr. Wenn sie sich überhaupt ankündigt, dann nur leise und diskret. Doch genau das ist ihre Wirkungsweise. Sie überrascht und trifft punktgenau dort, wo das Schicksal einer Korrektur bedarf. Sanft und wuchtig gleichzeitig, abstrakt und unfassbar schlägt sie zu und vermittelt jedem, der in ihrem Fokus liegt, das Bewusstsein, welches ihm zusteht.

Wunschkinder

Wer sich als Wunschkind fühlt und bezeichnen darf, kann nur dankbar sein. Ich bin es zeit meines Lebens gewesen und werde es bleiben. Meine Eltern haben ihren fünf Söhnen mit Liebe, Fürsorge und Aufopferung alles gegeben, was sie für diese, also auch für mich, tun konnten. Sie liessen uns spüren, dass jeder ihrer Buben ein Wunschkind sei. In dieser Meinung sind wir ohnehin bestärkt worden, weil wir mit Mama und Papa die besten Eltern der Welt haben durften.

Jüngst ist die Wunschkind-Theorie allerdings - wenn auch nur vorübergehend - etwas ins Wanken geraten. Beim Sortieren alter Filme, Dias, Negative und Dokumente aus dem Besitz unserer Eltern bin ich unter anderem auf ein altes Doktorbuch gestossen und durch dieses an heimliche Lesestunden in vorpupertärer Zeit erinnert worden. Deshalb habe ich das Buch ziemlich aufmerksam durchgeblättert. Dabei ist mir ein parkscheibenähnliches Ding in die Hände gefallen. Den Vermerk „Calendar-based contraceptive method“ habe ich in meiner Jugendzeit noch nicht verstanden. Trotzdem ist mir schon damals klar gewesen, dass eine Art Parkscheibe etwas mit Verkehr zu tun haben musste. Als mittlerweile in Ehren Ergrauter weiss ich jetzt sogar, für welche Art von Verkehr das Ding Verwendung findet. Ratsam ist der Gebrauch allerdings nicht, obwohl in der Verkehrssicherheitsverordnung kein Hinweis auf den nicht eben günstigen Pearl-Index zu finden ist. Die Ogino-Knaus-Scheibe hat mich noch an etwas erinnert. Weit zurückliegende Botengänge sind mir in den Sinn gekommen. Ich habe plötzlich verstanden, weshalb ich unserem Apotheker seinerzeit beim Einkaufen ein vielfach gefaltetes Zettelchen zusammen mit einem genau abgezählten Geldbetrag diskret in die Hand drücken musste, um dafür ein kleines undurchsichtig verpacktes Schächtelchen in Empfang zu nehmen. Diese Erkenntnis hätte mir bei späteren Eigenbedarfseinkäufen den roten Kopf erspart. Jetzt liess mich der zu spät begriffene Sachverhalt einzig kurz an der Wunschkind-Theorie zweifeln. Mir ist dabei jedoch rechtzeitig eingefallen, dass meine Mutter sich sogar einer mehrmonatigen Lebensgefahr ausgesetzt hat, damit ihr fünftes Wunschkind sicher und gesund auf die Welt kommen konnte.

In der Juristensprache würde man wohl sagen, dass wir fünf Söhne de jure zwar keine, de facto aber eben doch Wunschkinder gewesen sind. Unser Wunschkinder-Glück verdanken wir wunderbaren Eltern sowie den Ärzten Knaus und Ogino, deren nicht verkehrssichere „Parkscheibe“ für unsere Familie trotz (oder wegen?) der fehlenden Betriebssicherheit zum Glücksrad geworden ist.

Unerträgliche Tätertherapie

Schwer erträglich, wenn sich nach einem scheusslichen Verbrechen alles um die Therapierbarkeit des Täters dreht! Wo ein Mensch andern Menschen Gewalt angetan hat, steht nicht dem Täter, sondern den Opfern und deren Angehörigen das Recht auf Hilfe und volle Aufmerksamkeit zu. Dass in der Phase des Trauerns und Verarbeitens trotzdem die Frage nach der Tätertherapierbarkeit im Vordergrund steht, ist eine unerhörte Zumutung. Der Glaube an eine höhere Gerechtigkeit, der doch so hilfreich wäre, hat seit der Tat gelitten. Jetzt ist er gar nicht mehr da. Der Begriff „Therapie“ verliert seinen ursprünglichen Sinn und nimmt eine neue Bedeutung an. Er bedient die Illusion einer Umwandlung vom Bösen zum Guten. Und er verschweigt, dass Unwiderrufliches nicht ungeschehen gemacht werden kann.


Kontakt

www.saluz.com

c/o Katharina + Peter-Jürg Saluz-Gsell

Frohbergstrasse 80a

CH-8620 Wetzikon ZH

E-Mail: info@saluz.com