saluz.com

 

 

 
 
Wo immer wir sind, was immer wir tun, hier informieren wir Sie:
saluz.com

SALUZER Der BLOG

Schreiben, was wir denken - unabhängig und unbeeinflusst. Das wollen wir. Unsere Texte werden kritisch, politisch, besinnlich und kulturell geprägt sein und immer wieder durch etwas Neues, nicht selten auch Amüsantes, ergänzt werden. Kommentare und Textbeiträge nehmen wir jederzeit gerne entgegen. Sie werden von uns wahlweise veröffentlicht oder als Anregung verstanden.

 

SALUZER Der BLOG Final

 

Idiopathischer Kopftremor

Kürzlich habe ich in der Coopzeitung gelesen, dass sich eine Frau um ihre französische Bulldogge, sorgt, weil der Hund wiederkehrend und immer stärker mit dem Kopf wackelt. Nach tierärztlicher Meinung kann das verschiedene Ursachen haben, wird jedoch im Idealfall keine Beeinträchtigung des tierischen Wohlbefindens nach sich ziehen. Am wahrscheinlichsten dürfte es sich um einen idiopathischen Kopftremor handeln, der horizontale oder vertikale Kopfbewegungen bewirkt. Je nachdem spricht der Tierarzt von der Ja- oder der Nein-Sager-Bewegung.

Das tönt schon fast lustig, und deshalb will ich Ihnen weitergehende neurologische Hypothesen und eine schwierige Ursachenforschung ersparen. Allerdings berichte ich hier doch von einem Vergleichsfall, mit dem ich kürzlich konfrontiert worden bin. Das ist deshalb interessant, weil man bei dem hier erwähnten Tier sogar den Grund für das rhythmische Kopfschütteln heraus gefunden hat.

Angeleitet durch den Tierarzt musste der Hundehalter möglichst genau rekonstruieren, was sich in den letzten zwei Wochen vor dem ersten Auftreten der Störung im Hundeleben ereignet hat. Auffälligkeiten sind dabei nicht ermittelt worden. Deshalb hat man sich im Verlauf der weiteren Abklärungen auf den Tag konzentriert, an dem das merkwürdige Verhalten erstmals festgestellt worden ist. Abweichungen hat es beim Futter, beim Fressen und bei den Ruhezeiten nicht gegeben. Allerdings musste der Hund am Kontrolltag auf längere Spaziergänge verzichten, weil sein Besitzer die Fernsehübertragungen vom World Economic Forum nicht verpassen wollte.

Der Hund habe das Ganze vom Hundekorb aus relaxt, aber nur mässig interessiert mitverfolgt. Etwas aufmerksamer sei er erst bei den Interviews mit Ueli Maurer und Ignazio Cassis geworden. Die Aussagen zur saudiarabischen Mörderbande und zur EU hätten fast schon tierisches Interesse geweckt, aber auch das mittlerweile chronisch gewordene Kopfschütteln ausgelöst. Veterinärmedizinisch abstellen lässt sich dieses nur vordergründig neurologisch erklärbare Hundeproblem nicht. Eine erfolgversprechende Therapie könnte jedoch im Bundeshaus durchgeführt werden. Es bräuchte dazu allerdings noch viel Geduld und später die aktive Mithilfe der Vereinigten Bundesversammlung…

Ein neues Studienfach

Es gibt Leute, die lesen den zu einem Medikament gehörenden Beipackzettel akustisch korrekt, verstehen aber den Inhalt nicht. Das ist kein leichtes Handicap, unter bestimmten Umständen jedoch richtig spannend. Ich kann mich in die Situation der betreffenden Menschen absolut hineinversetzen. Mit jedem Text gelingt mir das allerdings nicht. Wenn ich ein vergleichbares Erlebnis haben möchte, wähle ich daher eine möglichst komplizierte und mit vielen Fremdwörtern und Fachbegriffen angereicherte Lektüre. Sobald mir das halblaute Lesen schwer fällt, weiss ich, dass sich der Text für mein Experiment eignet, weil ich ihn sicher nicht verstehen werde. So seltsam es klingt, mir beschert genau das ein Erfolgserlebnis. Je länger der Text, desto grösser der Erfolg! Im Labyrinth der gedrechselten Sätze und im Bannwald der terminologischen Exklusivitäten lässt sich trefflich herumirren. Das fördert die Kreativität, die proportional zur grösser werdenden Unverständlichkeit wächst. Wo der Verstand und das Wissen an ihre Grenzen stossen, springt schliesslich die Phantasie ein. Mit ihr extrahiere ich aus Unverständlichem das, was ich wie verstehen will. Der reale Inhalt des Gelesenen wird so ganz diskret durch das Irreale des von mir Gedachten ersetzt, und weil die Gedanken bekanntlich frei sind, bleibt das nicht ohne Folgen. Am Ende meiner Lektüre bin ich daher überzeugt, dass sich das Gelesene in meinem Kopf authentisch festgesetzt hat. Ich kann fortan mit Überzeugung eine Theorie vertreten, die durch das Lesen eines glaubwürdigen Artikels verfestigt worden ist. Es spielt dann überhaupt keine Rolle, dass ich durch klassisches Missverstehen einen nuklearmedizinischen Bericht in eine Migrationsstudie umtransformiert habe. Die neu gewonnenen Erkenntnisse gebe ich ohnehin nur in geraffter und allgemeinverständlicher Form weiter. Glaubwürdig auftreten kann ich ja, da ich mich in meinen Aussagen auf seriöse Quellen berufe.

Meine vorstehend beschriebenen Erfahrungen sollten eigentlich wissenschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen. Ich plädiere daher dafür, dass für angehende Journalistinnen und Studierende der Philosophie ein neues Pflichtfach eingeführt wird. Während mindestens zwei Semestern müsste man dafür mindestens vier Wochenstunden einplanen und mit der entsprechenden ECTS-Punktzahl honorieren.

Es fehlt jetzt eigentlich nur noch die Bezeichnung für das neue Pflichtfach. Eine Ableitung aus dem Namen Trump wäre passend, an der Universität Bern ganz besonders. Wer mit Berndeutsch vertraut ist, wird mir sicher nicht widersprechen, denn er weiss bestimmt, was „trumpieren“ bedeutet.

Und noch etwas: Ich habe festgestellt, dass diverse Schweizer Politikerinnen und Politiker der Zeit weit voraus sind und für ihre spezifischen Fachkenntnisse längst den Mastertitel verdient hätten. Männer könnten übrigens im Vergleich mit den Frauen prozentual deutlich höhere Mastertitelansprüche für dieses Fachgebiet stellen. Die allgemeine Benachteiligung der Frauen ist also auch wissenschaftlich gerechtfertigt…

Ambivalenz ist geil

Ambivalenz ist meine Quelle der Inspiration. Das lässt sich schon mit einem Wort belegen, das Sie im vorstehenden Titel lesen. "Geil" weckt die unterschiedlichsten Empfindungen. Die Tagesform entscheidet, mit welchen Gefühlen das Wort verbunden ist. Wer sich jung und schwungvoll, also hammermässig, fühlt, wird geil mit Leichtigkeit verwenden. In konservativ-prüder Umgebung darf man sich so ein Unwort jedoch nicht leisten. Geil kann zudem auch deprimierend wirken. Wenn ein gealterter Mann im Schaufenster einer Apotheke die ihm nicht mehr helfenden blauen Pillen betrachtet, ist das für ihn jedenfalls alles andere als geil. Ebenfalls als ungeil wird der Diabetiker-Effekt empfunden, den man dann verspürt, wenn man als Johannistriebler einer attraktiven Frau begegnet. Es würde ja schliesslich kein zur Enthaltsamkeit verknurrter Diabetiker freiwillig eine Betriebsbesichtigung in einer Süsswarenfabrik machen…

Eines aber ist auf jeden Fall klar: Geil wirkt ambivalent und Ambivalenz ist geil! Das lässt Ausgewogenheit vermuten, doch illustriert dieser einzige Satz bereits wieder inspirierende Zwiespältigkeit. Weil das vorstehende Konstrukt aus zwei kurzen Hauptsätzen besteht, müsste vor das „und“ eigentlich ein Komma gesetzt werden. Was nach Duden, Heuer + Co. sprachlich korrekt ist, stört in diesem Fall jedoch optisch. - Schon ist sie wieder da, die Ambivalenz und damit auch die Frage „Geil oder nicht geil?“

Je mehr ich über die Zwiespältigkeiten des Lebens nachdenke, desto ambivalenter sind meine Empfindungen. Glücklicherweise bin ich längst zu abgeklärt, um mich noch verunsichern zu lassen. Ich überbrücke oder verbinde das Unterschiedliche mit Kreativität, und wenn das gelingt, ist das wirklich geil. Man könnte auch „Hammer!“ sagen. Nur verbinden darf man die beiden Begriffe nicht in dieser prüden Zeit. Das wäre dann nämlich nicht ambivalent, sondern im Gegenteil verflixt unzweideutig.


Kontakt

www.saluz.com

c/o Katharina + Peter-Jürg Saluz-Gsell

Frohbergstrasse 80a

CH-8620 Wetzikon ZH

E-Mail: info@saluz.com