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Schreiben, was wir denken - unabhängig und unbeeinflusst. Das wollen wir. Unsere Texte werden kritisch, politisch, besinnlich und kulturell geprägt sein und immer wieder durch etwas Neues, nicht selten auch Amüsantes, ergänzt werden. Kommentare und Textbeiträge nehmen wir jederzeit gerne entgegen. Sie werden von uns wahlweise veröffentlicht oder als Anregung verstanden.

 

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Nützlich ja, selbstlos nein

Sind Menschen, die Gutes tun, nicht oft die schlimmsten Egoisten? Wenn sie nach dem Motto „Schaut her, wie aufopfernd ich mich um andere kümmere…“ vorgehen und um Anerkennung und Sympathie buhlen, tun sie es auch für sich selbst. Nicht immer stehen nur edle Absichten hinter vermeintlich hingebungsvollem Engagement. Wären es nur einzelne Figuren, die nach dem verkappten indirekten Selbsthilfe-Beweihräucherungs-Prinzip fungierten, könnte und dürfte man sie übersehen. So einfach ist es aber nicht. Ganze Industrien und Branchen funktionieren auf diese Weise. Wo Menschen an ihrer Karriere arbeiten, indem sie anderen Menschen helfen, liegt der Eigennutz greifbar nah. Man spricht von Win-win-Situationen, wenn Helfer und Hilfeempfänger gleichermassen profitieren. Nicht umsonst gibt es diesen trendigen Begriff, denn häufig trifft er ins Schwarze. Mit ihm erfasst man den positiven Nebenaspekt wohldurchdachter Strategie. Man denke zum Beispiel an die Politik und an den Ehrgeiz jener, die angetan vom Ruf der Macht zur Spitze streben. Sie agieren im Mantel des Menschenfreundes und zerreissen sich fast vor Zielstrebigkeit. Das dient der Bevölkerung und es dient dem Mantelträger, denn es macht letzteren beliebt. Dagegen ist nichts zu sagen, nur zu hoffen, dass der Mantel nicht reisst. Sonst wäre alles, auch all das Gute, umsonst gewesen…

Alle wissen mehr als ich

Andere wissen immer alles! Nur ich nicht. Ich höre dezidierte Meinungen zu aktuellen Themen und ich staune, mit welch leidenschaftlicher Überzeugung die Leute argumentieren. Woher kommt dieses innere Feuer? Woher dieses Wissen? Bei mir regen sich derweil Selbstzweifel. Gerne verträte ich auch etwas mit Verve. Irgendetwas, egal was. Es muss ein gutes Gefühl sein, mit Gedanken und Worten aus dem Vollen zu schöpfen und ohne Einschränkung zu glauben, was man behauptet. Gut auch, zu wissen, dass man recht hat. Weshalb bleibt mir dieses Privileg nur vorenthalten? Meiner Wahrnehmung und meinen Beobachtungen haftet stets etwas Relativierendes und Infragestellendes an. Alles gilt nur vielleicht, wahrscheinlich oder manchmal. Meinem Denken fehlt die urwüchsige Kraft einer absoluten Überzeugung. Doch eigentlich ist es gar nicht schlecht so. Der absoluten Wahrheit der Alleswisser steht das unergründliche Nichts gegenüber. Da begnüge ich mich lieber mit meiner bescheidenen Teilwahrheit.

Nicht nötig gewesen

Was andernorts üblich ist, entzieht sich meiner Kenntnis. In meinem Umfeld nimmt man Geschenke jedoch meistens mit der Bemerkung „Das wäre aber nicht nötig gewesen.“ entgegen. Ich praktiziere diesen seltsamen Brauch ebenfalls, obwohl ich ihn eigentlich ziemlich doof finde. Wenn man mir etwas Sinnvolles schenkt oder sogar einen lang gehegten Wunsch erfüllt, kommt mir der merkwürdige Satz meistens leicht über die Lippen. Ein herzliches Dankeschön mit perfekter mimischer Untermalung wäre in solchen Fällen allerdings angebrachter und passender. Wenn man mir Selbstgekochtes schenkt, obwohl ich die entsprechende Speise hasse, bereitet mir die Standardfloskel bereits mehr Mühe. Bei selbstgebastelten Staubfängern, Pseudokunst oder Unpraktischem geht es mir ebenso. Trotzdem halte ich „Das wäre aber nicht nötig gewesen.“ fast schon auf Abruf bereit.

Meine Mutter hat mir vor Jahren einmal den Auftrag erteilt, mich administrativ und organisatorisch um eine ihrer  Meinung nach mittellose, alte Dame zu kümmern. Dem konnte und wollte ich mich natürlich nicht widersetzen. Das ehrenamtliche Mandat hat mich dann allerdings fast überfordert. Ich musste eine Immobilie schätzen, deren Verkauf abwickeln und in diesem Zusammenhang auch die erforderlichen Verträge und Vereinbarungen ausfertigen. Dann durfte ich die Liquidation der Gebäudeinnenausstattung vorbereiten, meiner „Klientin“ ein neues Domizil beschaffen und sie bei der Einrichtung desselben beraten. Weil ich von meiner Mutter als ehrenamtlicher Helfer vermittelt worden bin, habe ich selbstverständlich auch in Anbetracht der vorhandenen Vermögenswerte keine Rechnung gestellt, überschlagsmässig im Kopf allerdings trotzdem eine Addition mit einem beachtlichen Resultat gemacht.

Überraschenderweise ist später bei mir doch ein Honorar eingetroffen. Weil alles perfekt und kostenlos zur vollen Zufriedenheit der pseudoarmen Seniorin über die Bühne gegangen ist, hat sie aus einer alten Illustrierten ein Bild des Churer Martinsturms ausgeschnitten und auf ein kariertes Blatt geklebt. Mit diesem Papiergeld bin ich dann bezahlt worden. So gut hat der Satz „Das wäre aber nicht nötig gewesen.“ seither nie mehr gepasst.

Wenn ich heute von Enkeltrickbetrügern lese, kommt mir immer in den Sinn, dass es offenbar auch Grossmutter- bzw. Grossvätertrickopfer gibt. Letzteren bleibt - wie bereits mehrfach festgestellt - anstelle einer angemessenen Entschädigung wirklich nur der Satz „Das wäre aber nicht nötig gewesen.“ Der ist dann allerdings mehr als nur angemessen…


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