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Scheiden ist nicht ehrenrührig

Perca fluviatilis heisst ein Fisch, der phantastisch schmeckt, aber auch wehrhaft ist, weil er an den Flossen über spitze Stacheln verfügt. In der deutschsprachigen Schweiz kennt man diesen Fisch unter einem Namen, der in der Schlagerwelt mittlerweile eine besondere Bedeutung hat, und damit ist die Brücke zu meinem heutigen Thema auch schon geschlagen.

Eben habe ich mich wieder einmal geärgert. Nicht über Donald Trump, denn das wäre nicht erwähnenswert. Ärgerlich finde ich Presseartikel, die der Schweizer Schlagerinterpretin mit dem Namen des stacheligen Edelfischs das Recht absprechen, die Liebe zu besingen, weil ihre Eltern nach langer Ehezeit geschieden sind oder sich demnächst scheiden lassen.

Heile Welt passe nicht zu einem „Scheidungskind“ kann man lesen. In meinen Augen ist das eine doppelte Frechheit, denn eine erwachsene Tochter darf man gewiss nicht verantwortlich machen, wenn ihre Eltern nach langer gemeinsamer und vermutlich auch glücklicher Zeit getrennte Wege gehen. Ich bin daher sicher, dass die Frau, von der hier die Rede ist, nicht wegen der Scheidung ihrer Eltern im sehr fernen Ausland weilt. Wenn sie von einem vielwöchigen Erholungstripp spricht, glaube ich ihr. Rechtfertigen müsste sie sich aber ohnehin nicht. Man kann eigentlich nur hoffen, dass die junge Frau mit der sympathischen Ausstrahlung in Australien Kräfte tankt, damit sie nach ihrer Rückkehr neu inspiriert und wieder unbeschwert die Liebe, die Leidenschaft und das Glück besingt. Ihren Fans und ihr selbst wird das Freude machen und ihren Eltern sicher auch.

Doppelten Ärger empfinde ich, wenn das Eheleben nicht publizitätssüchtiger Menschen ohne Rücksicht auf deren Privatsphäre in aller Öffentlichkeit ausgebreitet wird und man zudem eine Scheidung als etwas Ehrenrühriges darstellt. Ausnahmsweise, aber wirklich nur ausnahmsweise, mag das zwar zutreffen, doch in den meisten Fällen kann man Scheidungswilligen sicher nicht fehlende Moral oder fehlendes Verantwortungsgefühl vorwerfen. Ich kenne Paare, die nach einer Konventionsscheidung einfach den gefühlten Beziehungsstatus geändert haben. Aus Frau und Mann sind „Bruder und Schwester“ geworden. Man fühlt sich immer noch verwandt und ist füreinander da. Mit neuen Partnerinnen und Partnern wird und bleibt man gegenseitig befreundet, und das macht auch alle Nachkommen glücklich. Einer Ehe, die sich in eine dauerhafte und tragfähige Freundschaft verwandelt, haftet vor und nach der Scheidung sicher nichts Ehrenrühriges an. Indem ein Paar güterrechtlich alles fair regelt und sich gegenseitig Fehler aus der Vergangenheit verzeiht, schafft es die besten Voraussetzungen für allseitiges Wohlbefinden und eine glückliche Zukunft. Ich nehme an und hoffe, dass dies auch den Eltern der Schweizer Sängerin gelingt. Es geht die Öffentlichkeit aber ohnehin nichts an.

Das öffentliche Interesse soll allein dem musikalischen Schaffen der Künstlerin gelten. Dann darf es sogar grenzenlos sein. Glückliches Singen hat schliesslich zwei Seiten, diejenige der Interpretin und diejenige ihres Publikums. Wer das begreift, darf nach der Australienauszeit auch Beatrice Egli wieder als öffentliches Wesen wahrnehmen. Andernfalls soll es die Entertainerin wie der gleichnamige Edelfisch machen und einfach die kräftigen Stacheln ausfahren.

Stromerzeugung im Jahr 2019

Eigentlich wusste ich es schon lange, doch erst jetzt kann ich es zugeben: Ich bin ein Besessener. Es sind aber nicht böse Geister über mich gekommen. Auf Exorzismus bin ich daher nicht angewiesen, und mit Voodoo habe ich schon gar nichts am Hut. Die Schreckensinsel der Zombies wäre für mich jedenfalls kein Ferienziel.

Meine Besessenheit ist eine ganz besondere, eigentlich eher eine exzessiv gelebte Lust. Mit dieser Aussage führe ich Sie möglicherweise bereits wieder einmal auf eine falsche Spur. Sie denken jetzt sicher, was ich durchaus verstehe, an Fleischeslust, wenn auch nicht unbedingt im Zusammenhang mit einem Festtagsbraten. Damit liegen Sie aber wirklich falsch, total falsch.

Ich bin ein manisch Getriebener, ein von unstillbarer Schreiblust Befallener und für die Umwelt längst unerreichbar geworden. Die Beziehungen mit mir kann man nur noch indirekt pflegen, indem man, was wohl nicht viele gerne machen, meine Texte liest. Es versteht sich daher von selbst, dass die Kontakte immer seltener werden. Meine Schreiblust hemmt das allerdings trotzdem nicht. Ich schreibe ja einzig um des Schreibens willen. Tippend will ich im Kopf nur Platz schaffen, damit das stetig Nachdrängende wieder Raum greifen kann.

Wer so etwas vernimmt, rät mir möglicherweise zu einer Therapie, aber weil ich permanent am Tippen bin, nehme ich solche Ratschläge gar nicht wahr. Obwohl meine Frau und ich mit einem echt guten, menschlich und fachlich grandiosen Psychologenpaar befreundet sind, kann ich auch von unseren Freunden keine Hilfe annehmen. Die für eine Therapie nötige Zeit brauche ich nämlich zum Verfassen von kaum Aufmerksamkeit findenden Texten, und man kann mir sogar mit Drohungen nicht helfen. Die Androhung, man werde nie etwas von mir lesen, hilft deshalb nicht weiter, weil für mich nur das Schreiben und nicht das Gelesenwerden wichtig ist.

Eigentlich ist die Sache hoffnungslos. Meine PC-Tastatur wirkt wie das Laufrad eines Goldhamsters. Goldig fühle ich mich jedoch nur, wenn alles in Bewegung bleibt. Vielleicht macht endlich wieder einmal jemand eine grandiose Erfindung. Die Astrologin Elizabeth Teissier hat eine solche ja für das Jahr 2019 vorausgesagt. Grossartig wäre es, wenn man mit dem Tippen sinnloser Texte Energie erzeugen könnte. Dann würde solche Schreibe sicher ein paar Haushalte mit Strom versorgen…

Die Globalisierung der Anteilnahme

Ob es meinem Alter zuzuschreiben ist, weiss ich immer noch nicht, aber ich werde - wie an dieser Stelle schon einmal berichtet - immer empfindsamer. Bei Filmen, die mich früher gefesselt haben, kann ich manchmal gar nicht mehr hinschauen, weil sich eine Wirkung wie beim Schälen von Zwiebeln einstellt. Von meiner Jugendzeit mit den auch bei grössten Schmerzen nie weinenden Knaben bin ich nicht nur Jahrzehnte, sondern auch gedanklich weit entfernt. Es gibt Leute, die mich deswegen belächeln, aber auch erfreulich viele, die Verständnis zeigen, weil es ihnen wie mir ergeht.

Für das, was mich heute zu Tränen gerührt hat, muss man allerdings nicht einmal zartbesaitet sein. Ein noch nicht altes Ehepaar ist kurz nach dem Freitod seines einzigen Kindes aus dem Leben geschieden. Obwohl ich Freidenker und nicht religös bin, werde ich die letzte Botschaft der beiden verzweifelten Menschen nicht vergessen. „Unsere Kräfte sind am Ende. Herr nimm uns in Deine Hände“.

Ich weiss nicht, was Ihnen durch den Kopf geht, wenn Sie so etwas erfahren und so etwas lesen. Bei mir hat es neben Gefühlen der Anteilnahme auch eine Art Selbstreflektion ausgelöst. Mir ist plötzlich bewusst geworden, dass ich auf das Schicksal von drei mir unbekannten Menschen viel intensiver reagiere als auf die schrecklichen Katastrophenmeldungen aus aller Welt. Psychologen werden das zwar erklären können, aber ich bin trotzdem beschämt. Ich schäme mich aber nicht deshalb, weil mir das Schicksal von drei fremden Menschen so nahe geht. Schämen muss ich mich, wenn ich essend die Tagesschau verfolgen kann, ohne dass mir ein Bissen im Hals stecken bleibt. Wenn sich millionenfaches Leid auf dem Bildschirm mit einem gut gefüllten Teller auf dem heimischen Esstisch verträgt, stimmt doch etwas nicht. Was nützt es denn, wenn man empfindsamer wird, gleichzeitig aber selektiver mit seinen Gefühlen umgeht?

Ich bin kein Freund der Globalisierung. Allerdings hätten die Menschen dieser Welt viel gewonnen, wenn sich Anteilnahme globalisieren liesse. Wenigstens wünschen darf man das sicher zum baldigen Beginn eines neuen Jahres.


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