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Schreiben, was wir denken - unabhängig und unbeeinflusst. Das wollen wir. Unsere Texte werden kritisch, politisch, besinnlich und kulturell geprägt sein und immer wieder durch etwas Neues, nicht selten auch Amüsantes, ergänzt werden. Kommentare und Textbeiträge nehmen wir jederzeit gerne entgegen. Sie werden von uns wahlweise veröffentlicht oder als Anregung verstanden.

 

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Traumatisch

Wer durch einen Krieg, ein Verbrechen oder einen Unfall ein Trauma erleidet, braucht Hilfe. Meistens ist das glücklicherweise erkennbar. Es gibt aber seelische Verletzungen, die still und leise entstehen und von der Umwelt fast nicht wahrgenommen werden. Schuld an solchen Traumen sind sehr oft Ehepartner, Eltern oder Vorgesetzte. Das Prinzip des Kleinmachens ist ihre niederträchtige Waffe, mit der sie ausdauernd und skrupellos das Selbstwertgefühl der ihnen ausgelieferten Menschen zerstören. Die Munition, die dabei Verwendung findet, heisst Geringschätzung. Selbstgefällige Überheblichkeit gehört natürlich ebenfalls dazu.

In meinem bisherigen Leben sind mir viele dermassen traumatisierte Menschen - mehrheitlich Frauen - begegnet. Dann habe ich es als Laie bedauert, dass ich ihnen keine therapeutische Hilfe anbieten konnte. Ganz werkzeuglos bin ich aber trotzdem nicht gewesen. Ein paar Rezepte kenne nämlich auch ich. Geringschätzung tilge ich mit Wertschätzung, und das Selbstwertgefühl heile ich, indem ich Vertrauen verschenke. Absolut uneigennützig ist das aber nicht. Wenn jahrelang gebeutelte Menschen aufblühen und man daran teilhaben darf, gewinnt man auch für sich selbst sehr viel dazu. Ich verdanke solchem Miterleben sogar eine Erkenntnis. Die Menschen, deren schändliches Tun hier beschrieben wird, sind wohl allesamt einem grossen Irrtum erlegen. Sie glauben nämlich, dass ihre Ehepartnerin, ihr Kind oder ihr Mitarbeiter ihrem eigenen kümmerlichen, sich selbst aber nie eingestandenen Profil entspricht. In ihrer verqueren Logik muss das natürlich so sein. Andernfalls wären sie nämlich völlig überfordert.

Das Zusammenleben und Zusammenwirken mit klugen selbstbewussten Menschen ist anspruchsvoll. Ich empfinde es aber als bereichernd und profitiere gerne davon. Wenn in der Bibel steht, dass man sich selbst erhöht, wenn man sich erniedrigt, kann ich damit nichts anfangen. Ich plädiere ja für ein starkes Selbstwertgefühl. Meine Schlussfolgerung ist unbiblisch, aber logisch. Wer andere erniedrigt und sie um ihr Selbstwertgefühl bringt, ist ein Kleingeist. Das will doch sicher auch der grösste Dümmling nicht sein.

Warten auf Godot

Vor vielen Jahren habe ich mich einmal richtig gequält, weil ich mich an ein leichtsinnigerweise abgegebenes Versprechen halten und daher den unsäglichen Film „Warten auf Godot“ ganz ansehen musste. Seither weiss ich, was unendliches Warten bedeutet. Trotzdem macht es einen Unterschied, ob man sinnlos, vergeblich oder hoffnungsvoll ausharrt.

Ob Samuel Beckett mit dem Drama seinerzeit ein filmwürdiges Kunstwerk geschaffen hat, steht hier nicht zur Diskussion. Mir hat der Film auf jeden Fall wenig geholfen. Die anfängliche Inspiration, aus der im Normalfall Kreativität entstanden wäre, ist nämlich ungeachtet der schauspielerischen Fähigkeiten sehr schnell einer gähnenden Langeweile gewichen. In meiner Erinnerung wirkt Becketts Stück heute noch wie eine Art virtuelles Waterboarding. Ich werde mir daher nicht einmal die kleinste Filmsequenz mehr zumuten. Trotzdem warte ich bereits wieder - erneut unendlich lange. Bei Godot hat das Ausharren gefühlte Monate gedauert. Jetzt sind es gefühlte Jahre, die meine Geduld strapazieren. Ich warte allerdings nicht mehr auf Godot, denn der ist nie gekommen und wird auch nie mehr eintreffen. Derjenige, der jetzt erwartet wird, muss und soll es besser machen. Ich spreche vom Regen.

Ängste, die Visionen sind

Beim Schreiben dieses Beitrages bin ich durch einen Flugzeugabsturz auf schreckliche Art und Weise unterbrochen worden. Vor diesem Unterbruch ist mir der 9. September 1979 in den Sinn gekommen, weil ich mich an diesem Tag in drei stolze Damen verliebt habe. Allesamt sind Tanten gewesen - JU 52 genannt. Ich durfte damals mit einer von ihnen und mit zahlreicher Schweizer Prominenz zu einem wunderbaren Rundflug aufsteigen. Es ist bis heute mein einziger JU-Flug geblieben. Die Bewunderung für die betagten Flugzeuge habe ich mir aber bewahrt. Allerdings wollte ich gestern, ausgerechnet am 4. August, trotzdem einmal etwas Skeptisches schreiben, weil mich die mittlerweile zahlreichen Überflüge skeptisch gemacht haben.

Jedes Mal, wenn lauter Motorenlärm über unserem Haus dröhnt, kündigt dieser einen Tiefflug an. Dann fragt man sich, ob nostalgische Freuden eine solche Belästigung einer dichtbesiedelten und ohnehin sehr belasteten Region rechtfertigen. Noch wichtiger ist allerdings die Frage nach der Sicherheit. Antikes Fluggerät, das in geringst möglicher Höhe über grosse Ortschaften gelenkt wird, kann Angst machen. Das ist mir als langjährigem JU 52-Fan gerade gestern deutlich bewusst geworden. Zum ersten Mal habe ich daher bei einem Überflug statt der sonst üblichen Grusshand die Faust zum Himmel gestreckt. Dafür schäme ich mich nun. Dass Ängste auch Visionen sein können, wusste ich allerdings nicht. Jetzt nehme ich fassungslos zur Kenntnis, welches unendliche Leid über viele Menschen hereingebrochen ist. Worte der Anteilnahme helfen da nicht. Mit dem schrecklichen Ereignis verbinde ich trotzdem eine leise Hoffnung. Wenn die Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) herausfindet, dass die örtliche Topographie oder die Thermik im Absturzraum unfallursächlich gewesen ist, kann man entlang der dichtbesiedelten Flug-Routen der JU 52 wenigstens nachträglich etwas aufatmen. Das traurige Schicksal der Verunfallten und ihrer Angehörigen wollen wir trotzdem nicht vergessen.


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