SALUZER Der BLOG
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- Peter-Jürg Saluz
In meinem letzten Beitrag habe ich mich mit Erinnerungen befasst. Dadurch bin ich zu einem Versuch mit KI inspiriert worden. Ich wollte meine Empfindungen mit einer KI-Bewertung abgleichen. Jetzt weiss ich, dass KI hilfreich, aber noch seelenlos ist.
Den KI-Text kann und will ich an dieser Stelle nicht veröffentlichen. Er wäre für diesen Blog viel zu umfangreich. Auszugsweise möchte ich das KI-Papier zu Vergleichszwecken mit meinen nachfolgenden Schlussfolgerungen aber doch wie folgt zitieren:
„Erinnerungen sind mentale Repräsentationen von Erfahrungen, Informationen oder Ereignissen, die im Gedächtnis gespeichert bleiben. Sie spielen eine zentrale Rolle in unserem Leben und beeinflussen, wie wir die Welt wahrnehmen, Entscheidungen treffen und Beziehungen aufbauen. Erinnerungen sind oft mit Emotionen verbunden. Positive Erinnerungen können Freude und Zufriedenheit hervorrufen, während negative Erinnerungen Trauer oder Angst auslösen können.“
Dem KI-Text widerspreche ich nicht. Er ist ausserordentlich umfangreich, enthält aber ein für mich relevantes Detail nicht. Es geht mir um die „Metamorphose der Erinnerungen“. Ich habe ChatGPT daher noch einmal bemüht und zusätzlich mit diesem Begriff gefüttert. Dafür bin ich erneut mit einem ellenlangen Text belohnt worden. Die KI-Schlussfolgerung will ich Ihnen nicht vorenthalten, denn sie deckt sich mit meinen Empfindungen
"Die Metamorphose der Erinnerungen ist ein dynamischer Prozess, der von vielen Faktoren beeinflusst wird. Sie zeigt, wie flexibel und anpassungsfähig unser Gedächtnis ist und wie unsere Wahrnehmung der Vergangenheit durch Zeit, Emotionen, soziale Interaktionen und kulturelle Kontexte geprägt wird. Diese Veränderungen sind ein natürlicher Teil des menschlichen Erlebens und tragen dazu bei, wie wir unsere Identität und unsere Beziehungen zur Welt um uns herum formen."
Ausführlich und in meinem Sinn erklärt ist die Metamorphose der Erinnerungen damit noch nicht. Deshalb möchte ich hier ein erläuterndes Beispiel anführen. Ich habe mich in meiner viele Jahrzehnte zurückliegenden Rekrutenschule über viel Unangenehmes geärgert und die schlechten Erinnerungen nach der Entlassung heimgenommen. Später sind die unangenehmen Erinnerungen oft ein Gesprächsthema gewesen. Noch später habe ich darüber dann mit einem Schmunzeln und ohne unangenehmen Beigeschmack berichtet. Jetzt wissen Sie, was ich unter der Metamorphose der Erinnerungen verstehe – wenn Unangenehmes rückblickend plötzlich zu etwas Amüsantem wird.
Die Metamorphose der Erinnerungen kann vieles bewirken, kann Traurigkeit in ein Lächeln verwandeln und Unerfreuliches ins Positive verwandeln. Das Gegenteil ist aber auch möglich. Es kommt deshalb immer darauf an, wie wir mit unseren Erinnerungen umgehen und wie wir diese pflegen. Wenn wir es richtig machen, brauchen wir dafür keine KI-Unterstützung. Zu einem gelegentlichen Versuch mit der neuen „Denkhilfe“ rate ich Ihnen aber trotzdem. Das wird spannend und lehrreich sein.
KI-abhängig müssen Sie nicht werden. Wenn Sie die eigenen Erinnerungen wachhalten und richtig pflegen, wird alles gut. Deshalb wünsche ich Ihnen, dass Ihr Erinnerungsschatz unermesslich ist und bleibt.
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- Peter-Jürg Saluz
Wie alt ich geworden bin, merke ich am besten, wenn ich in Erinnerungen krame und aus der Kinder- und Jugendzeit erzähle.
Was Überärmel sind, bzw. gewesen sind, wissen junge Menschen nicht mehr. Sie können sich auch nicht vorstellen, dass in fast jeder Familie der Freitag der offizielle Badetag gewesen ist und wir Kinder nach dem umgekehrten Senioritätsprizip in die gut gefüllte Badewanne steigen durften (mussten). - Ich bin damals übrigens nicht besonders gerne ein grosser Bruder gewesen…
Mit Erinnerungen – traurigen, interessanten und lustigen – könnte ich manche Blogseite füllen. Das gilt auch für das Vokabular der damaligen Zeit. Manches Wort ist längst aus der Zeit oder aus dem Wörterbuch gefallen. Das gilt auch für den Begriff „Landjäger“, allerdings nicht in vollem Umfang. Als gepökelte Rohwurst kennt und geniesst man das Genannte nämlich noch immer.
In meiner Kinderzeit hatte ich einen Öhi, der in Deutschland vermutlich ein Oheim gewesen wäre. Mein Öhi ist an sich aber gar kein Öhi und „nur“ ein Grossonkel, dafür jedoch ein Landjäger gewesen. Heute würde man ihn einen Dorfpolizisten nennen.
Dieser Öhi hat mich in meinen Gedanken beim Kommissionen machen – so hat man damals in Chur das Einkaufen bezeichnet – zum Metzger begleitet. Ich habe dort „vier Paar Öhi Jakob“ bestellt und den Metzger zu einer telefonischen Rückfrage bei meiner Mutter veranlasst. Deshalb bin ich daheim dann doch mit vier Paar rohessbaren Pökelwürsten angekommen.
Wenn Sie nach dieser Schilderung noch eine Pointe brauchen. Hier ist sie: Mir ist einfach alles Wurst gewesen. In meiner Primarschulzeit hätte ich allerdings „wurst“ als Umschreibung meines Empfindens klein geschrieben. Das spielt jetzt aber überhaupt keine Rolle mehr. Den heutigen Generationen ist sprachlich ohnehin fast alles WURST!
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- Peter-Jürg Saluz
Ein Bekannter von mir rühmt sich selbst für sein analytisches, logisches Denken. Er überrascht mich daher immer wieder mit seltsamen Schlussfolgerungen. Eben ist das erneut der Fall gewesen.
Mein Bekannter hat bei seinen täglichen medizinischen Internetrecherchen gelesen, dass 37 % aller über 65 Jahre alten Männer und Frauen an einem bestimmten Defekt leiden sollen.
Der Mann, ein nach Jahrzehnten voll erblühter Hypochonder, will unbedingt zu den 63 % der Nichtbetroffenen gezählt werden. Das ist erstaunlich, weil der Gute normalerweise immer mitleiden will. Mich stimmt das deshalb neugierig. Ich habe daher meinem Bekannten "voller Anteilnahme" Fragen gestellt. Normalerweise hätte er diese fast euphorisch und episch ausschweifend beantwortet. Bei ihm sind nämlich die Grenzen zwischen Hypochondrie und Masochismus ziemlich fliessend.
Dieses Mal ist das erwartete Echo aber ausgeblieben. Mein Interview-Partner hat nämlich ziemlich verstockt und äusserst zurückhaltend reagiert. Kleiner ist meine Neugier deshalb aber nicht geworden. Ich habe gebohrt und gebohrt, fast schon eine Wurzelbehandlung durchgeführt und meinen Bekannten mit meiner Fragerei richtig sauer gemacht. Er hat mir deshalb auch lautstark „Scheisse, mir stinkt es allmählich!“ entgegengebrüllt und mir damit am Schluss doch noch auf die Sprünge geholfen. Offenbar gehört der Mann wirklich zu den 37 %!
Ich kann das Thema jetzt proktologisch abschliessen. Zudem darf ich mich freuen, dass ich zwar schon mehr 75 Jahre alt bin, aber trotzdem noch zu den 63 % gehöre - weil ich mich auf meine Muskeln verlassen kann…